oly-e Adventskalender 10.12.2021

Heute geht’s mal um einen interessanten Effekt bei gestaffelten Motiven. Das Bild oben ist mit 40mm gemacht worden – warum nicht mit kürzerer oder längerer Brennweite? Bei kürzerer Brennweite wäre die Größenstaffelung noch heftiger gewesen und die Hintergrundpappe hätte nicht ausgereicht, bei längerer Brennweite hätte die Schärfentiefe nicht ausgereicht. Blende ist hier 6,3. (Auch hier haben wir wieder ein Argument für FourThirds: Bei Kleinbild wären wir hier mit f/13 unterwegs und die längere Brennweite sorgt eben auch für einen problematischeren Schärfeverlauf, wenn’s auch tatsächlich scharf sein soll. )

Wir haben alle schon mal den Begriff der „Telestauchung“ gehört, der Effekt, dass längere Brennweiten das Bild „komprimieren“ würden. Das tun diese Brennweiten natürlich nicht. Der „Effekt“ ist einfach eine Folge der Perspektive. Dinge, die weiter entfernt sind, werden unter einem schmaleren Bildwinkel gesehen. Das funktioniert auch mit kurzen Brennweiten wenn man einen entsprechenden Bildausschnitt nimmt.

Hier haben wir bei 40mm ein Bild, bei dem eine Gruppe Ballettratten scheinbar in gleichem Abstand hintereinander stehen. Der Gag ist – das tun sie nicht. Damit die Mädels auf dem Bild so aussehen, als hätten sie gleichen Abstand, müssen sie so aufgestellt werden, dass die kameraseitigen Abstände deutlich kleiner sind als die kamerafernen Abstände. Wenn man die Schatten am Boden ankuckt, fallen die unterschiedlichen Abstände besser auf.

So sieht das aus, wenn alle identische Abstände haben. Spontan denkt man, da ist ein heftiges Gedränge vor der Pappe – Nope. Perspektive. Bei drei oder vier Personen funktioniert die Staffelung noch, bei sieben oder mehr Personen kuckt es am Ende der Reihe eher nach Straßenbahn zur Rushhour aus….

Noch ein Trick: man stelle, natürlich, die größten Personen nach hinten und die kleinsten Personen nach vorne. Das ist auch eine Möglichkeit, um Gruppenbilder ausgewogener zu gestalten. Hier zeige ich zwei Bilder, die ich schon mal in einem Buch veröffentlicht habe:

Und jetzt lassen wir mal zwei Personen den Platz tauschen:

Und ja, natürlich geht das mit den 11mm im „Normalbetrieb“ nicht. Mit 11mm fotografiert man keine Menschen. Aber die Jungs wollten vor diesen Rohren fotografiert werden. Und da ist halt auf der anderen Seite ne Wand. Es reicht auf jeden Fall um den Effekt zu demonstrieren. Das hilft erheblich, wenn man Größenunterschiede zum Beispiel bei Brautpaaren kaschieren will….

Und um zum Thema zurückzukommen: Wie man sich am oly-e.de-Adventskalender zugunsten des Klabautermann eV beteiligen kann, steht hier.

2 Gedanken zu „oly-e Adventskalender 10.12.2021“

  1. Das sind alles tolle Tipps und sehr anschaulich mit Beispielbildern gemacht!
    Danke für den interessanten Adventskalender!

    Eine Frage zu den Ballettdamen: Wie kommt es, dass deren Köpfe noch relativ gleich groß abgebildet werden, obwohl sie hintereinander positioniert sind?
    Ist hier ’nur‘ die lange Brennweite der Grund?
    Bei unserer großen Patchworkfamilie habe ich meistens das Problem, dass ich nicht genügend Platz für unsere Gruppenfotos habe, um mit langen Brennweiten arbeiten zu können; ich versuche dann meistens eine Staffelung ‚übereinander‘ hinzubekommen (also Kinder sitzen am Boden, dahinter knien deren Eltern usw.) und alle stellen sich ein Schaufester vor, an dessen Scheibe die Nasen plattgedrückt werden. Das gibt die Köpfe annähernd in realistischer Größe wieder.

    Liebe Grüße
    Franz

    1. Ich habe natürlich beim Aufstellen der Personen ein bisschen darauf geachtet, dass die Großen weiter hinten stehen….. 😉
      Und ansonsten: Nimm ein Lineal und miss nach – die Köpfe sind keineswegs gleich groß – nicht mal annähernd. Aber es ist spannend, dass man den Eindruck hat, gelle?

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