Heute geht es um den Weißabgleich. Der ist eine der unterschätztesten Einstellungen in unseren Kameras. Viele begnügen sich mit dem automatischen Weißabgleich oder basteln hinterher am Computer dran rum. Im RAW geht das ja alles. Aber es macht ausgesprochen Spaß, das direkt bei der Aufnahme zu machen. Gerade weil man unter Umständen anderes fotografiert, wenn das Bild direkt in der Kamera auch völlig anders aussieht. Kleines Beispiel: der dänische Sonnenaufgang von vorgestern vom Titelbild ist automatischer Weißabgleich. Damit das überhaupt nach was aussieht, habe ich einen PopArt draufgepackt. Vor Ort hatte ich aber keinen AUTO-Weißabgleich, sondern einen Schatten-Weißabgleich. Da kommt das hier raus:

Und um mal zu zeigen, was das andere Extrem bringt, das gleiche Motiv mit 3800 Kelvin:

Hier kann man natürlich sagen, erlaubt ist, was gefällt, man tut dem Sonnenaufgang nicht weh, wenn man an der Farbe rumspielt. Etwas anderes ist es bei Personen. Da kann ein automatischer Weißabgleich für ausgesprochen ungesunde Gesichtsfarben sorgen – eine Anpassung vor Ort oder idealerweise ein Graukartenweißabgleich erspart da Ärger. Bei Personen gilt die Faustregel, lieber zu warm, als zu kalt. Wenn im Freien Personen drauf sind, also lieber Schatten einstellen, sonst bekommen die Gesichtsteile, die im Schatten sind, einen Blaustich. (Die Gesichtserkennung sorgt zwar für angepasste Belichtung, aber nicht für einen angepassten Weißabgleich.)
Sobald die Farbe des Bildes egal ist, kann man mit dem Weißabgleich wunderbar die Stimmung des Bildes beeinflussen. Auch das macht man am Besten vor Ort – denn so ein blaues Bild wird man eher höher belichten als den typischen roten Sonnenuntergang, der am Besten mit 0,7EV Unterbelichtung aussieht. Das geht so weit, dass man mit einem anderen Weißabgleich unter Umständen sogar einen völlig anderen Bildausschnitt wählt – oder, falls man mit Personen arbeitet, eventuell um andere Posen oder Gesichtsausdrücke bittet – am Computer hinterher eher nur halbgut zu realisieren.
Was es sonst noch zum Thema Weißabgleich zu sagen gibt: da habe ich ein Video dazu, das ich im Normalfall meinen Seminarteilnehmern vorab schicke. Einfach mal kurz zum Rekapitulieren.
Und um zum Thema zurückzukommen: Wie man sich am oly-e.de-Adventskalender zugunsten des Klabautermann eV beteiligen kann, steht hier.
Auch von mir herzlichen Dank für die tägliche Überraschung, da sind wirklich gute und ausgefallene Tricks dabei. Besonderer Dank für dieses Türchen, ein sehr lehrreicher Einblick mit anschaulichen Beispielen. Falls es eine Wunschliste gibt, würde ich (manuelles) Blitzen da drauf setzen…