Das Keystone-Feature, das alle neueren Kameras von Olympus haben, wird oft etwas unterschätzt – weil man die Korrektur ja auch nachträglich am Computer machen kann. Das ist im Prinzip auch korrekt – wenn man vor Ort bereits korrekt fotografiert hat, aber genau das ist das Problem. Denn der Keystone frisst erheblich am Bild. Das Original des obigen Bildes ist das hier:

Es fällt hier auf, dass der Raum deutlich größer wirkt. Das hat eben damit zu tun, dass der Keystone natürlich Bildwinkel frisst. Wie kann das verhindert werden: natürlich indem man die Kamera gerader hält, eventuell auf einen Stuhl stiegt um die Kamera höher zu bekommen – oder indem man schlicht eine paar Schritte zurückgeht. Und einen eventuell störenden Vordergrund im Original in Kauf nimmt, der beim Keystone dann sowieso abgeschnitten wird.
Eine weitere Anwendung sind spiegelnde Oberflächen: Beim nächsten Bild landet der Fotograf unweigerlich im Bild, wenn er frontal fotografiert. Einzige Abhilfe ist eine schwarze Gesichtsmaske und konsequent schwarze Klamotten.

Mit Keystone kriegt man das los – man rutscht aus der Spiegelung und korrigiert die nun sichtbare, perspektivische Verzerrung per Keystone:

Damit kommt man nicht nur selbst aus dem Spiegel, sondern man kann auch andere helle Dinge, die man nicht gespiegelt haben will – Autos, helle Fassaden oder Laternenmasten – aus dem Bild schubsen. Natürlich gibt es nichts umsonst, hier steht der rechte Fensterrahmen auf der Verlustliste. Dass man mit KeyStone auch Autos – vorzugsweise amerikanische Straßenkreuzer – in die Länge ziehen kann, habe ich hier schon mal gezeigt…
Die neueren Kameras können auch in beide Richtungen gleichzeitig verzerren. Das muss man nicht immer so machen, dass es möglichst krass aussieht. Gelegentlich erreicht man mit einem subtilen Einsatz den besseren Effekt. Ein Muster dafür ist das hier:

Das sieht hier überhaupt nicht nach KeyStone aus? Richtig. Das Original kuckt aber so aus:

Der KeyStone zieht einerseits das Bild dezent nach rechts und nach unten. Der Fuß und Unterschenkel wird etwas länger und dominanter. Nicht wirklich viel, aber doch bildwirksam. Das Bild ist mit 38mm gemacht, kürzer war nicht möglich, weil sonst die Pappe im Hintergrund überhaupt nicht mehr gereicht hätte. Wäre aber notwendig gewesen, um den Effekt des langen Beines zu erzeugen. Der Keystone liefert genau den Effekt, den ich haben wollte, noch dazu ohne den Rest des Bildes zu arg zu verunstalten.
Also einfach mal ausprobieren – gar nicht immer am Anschlag, sondern bisweilen auch mal dezent. Und stürzende Linien korrigieren ist nett – aber nicht alles…. Auch das ist etwas, das man gemütlich zu Hause üben kann.
Und um zum Thema zurückzukommen: Wie man sich am oly-e.de-Adventskalender zugunsten des Klabautermann eV beteiligen kann, steht hier.