Datum: 12.04.2011 Uhrzeit: 14:55:40 Frank Hallo! 🙂 Zuvor: Um nicht wieder Befindlichkeiten zu stö¶ren. Wer grundsätzlich Probleme hat mit Militär oder Militarhistorie, der lese nicht weiter und fahre auch bitte nicht zum genannten Termin in die Normandie. Er wird dem Rummel dort kaum entgehen kö¶nnen. Meine drei Kinder fragen schon seit Wochen, ob wir dieses Jahr auch wieder in die Normandie fahren. Sie sind, wie fast jeder der mal dort war, überwältigt von der Schö¶nheit der Landschaft, der Architektur und der historischen Stäten. Während der Kleine“ fürs Meer schwärmt und jeden Morgen und Abend zum Sonnenauf- und untergang zum Strand pilgert ist der „Mittlere“ mehr begeistert vom militärischen Fallschirmspringen bei Fiere. Die geschichtlichen Hintergründe sind inzwischen der Allgemeinheit weitesgehend bekannt da oft verfilmt. Zuletzt in „Band of Brothers“. Oder in „Der längste Tag“ speziell der Part mit John Wayne in St. Mere-Eglise. Die Veranstaltung in St. Mere-Eglise nimmt jedes Jahr grö¶ßere Ausmaße an. Bis vor zwei Jahren sprangen einige Dutzend Fallschirmjäger dabei dann auch eine Handvoll Fallschirmjäger der Bundeswehr. Letztes Jahr dann die Überraschung. Ca. 300 internationale Springer die Bundeswehr mit die grö¶ßte Gruppe unter anderem mit einem Heeresmusikkorps. Abgesetzt wird am historischen Ort bei Fiere zur „Eroberung“ des Fahrdammes über den Merderet. Zu Beginn landet ein Gruppe in historischer Ausstattung incl. Absetzen aus historischen C-47 Dakotas. Danach folgt die „moderne“ Truppe abgesetzt aus modernen Herkules und Transall. http://www.youtube.com/watch?v=S5HVWhwW5-g&feature=related Nach der Landung marschieren die Fallschirmjäger über den Damm durch die begeisterten Zuschauer zum Denkmal des „Iron Mike“ am ö¶stlichen Ende des Fahrdamms. Ein richtiges Volksfest. Dabei küssen die inzwischen „uralten“ franzö¶sischen Zeutzeuginnen nach alten Brauch ihre „Befreier“ ab. Lustiger Weise sind dies inzwischen zum großen Teil auch deutsche Soldaten. :-)) Am „Iron Mike“ findet dann die erste Gedenkfeier statt. Die Fallschirmjäger der beteiligten Nationen die Veteranen die Resistance-Kämpfer Reservisten und Offizielle treten an. Entgeistert realisierten die Franzosen die massive deutsche Präsenz. Geschockt herrschte nach der deutschen Hymne eisiges Schweigen während nach den anderen fleißig gejubelt und applaudiert wurde. Man beachte die Kommentare meines Sohnes :-): https://picasaweb.google.com/lh/photo/3GOjxlh_H3rtjOAgA8uy8QtrDbrJDWqLodDjCmXlf_E?feat=directlink https://picasaweb.google.com/lh/photo/5cVZrDkyvsoZj5PqMAl91AtrDbrJDWqLodDjCmXlf_E?feat=directlink Danach marschieren die Soldaten ab nach St. Mere-Eglise wo die Truppe dann unter klingendem Spiel in den Ort marschiert und eine weitere kurze Gedenkfeier stattfindet die dann in einem Volksfest endet. Wo sich die Franzosen übrigens von ihrem Schock erholt hatten und die vorneweg marschierende deutsche Marschmusik ebenso bejubelte wie die „alten“ Alliierten. http://www.youtube.com/watch?v=VGeX92la8Ls&NR=1 Selbiges galt dann für die deutsche Nationalhymne. :-)) Man hatte begriffen dass es ein Fest der Vö¶lkerverständigung ist und dass es inzwischen Verbündete sind die da vorbeiziehen. 🙂 Hier gibts dann auch wieder Unmengen von rumfahrenden historischen Gerät zu fotografieren. Von Rö©sistance-Kämpfern auf „erbeuteten“ Wehrmachtsfahrzeugen bis hin zu rumfahrenden Sherman-Panzern. Vor zwei Jahren waren mit Masse die Panzersammler vor Ort. Hauptsächlich Belgier und Holländer die keine Kosten und Mühen scheuten ihre fahrbereiten historischen Panzer mit Tieflader in die Normandie zu karren. Das absolute Highlight damals war aber eine Momag-Zugmaschine der Wehrmacht die mit zwei Shermans auf einem Acker um die Wette kurvte. Erstaunt haben mich die Dimensionen der Zugmaschine. Man mußte regelrecht Angst haben dass die Shermans ihr unter die Kette geraten. 🙂 „Leider“ sind die Großgeräte nicht jedes Jahr so stark vertreten sondern nur zu „runden“ Anlässen. Was man angesichts der Transportkosten auch verstehen kann. Schließlich sind dies ja i.d.R. Privatleute die dies finanzieren. Aber auch 2010 war wieder einiges zu sehen: http://www.youtube.com/watch?v=8GDEiP0yE5A&NR=1 Neben den Event rund um St.-Mere-Eglise gibt es zahlreiche historische wie auch landschaftliche wunderschö¶ne Lokation. Schaut mal in den Blog unserer Olyfanten Klaus und Marianne unter www.muksoft.de. Die touren gerade in der Gegend rum. Alleine die Felsenküste westlich Omaha-Beach ist atemberaubend. https://picasaweb.google.com/lh/photo/PTuX2YckXEL_cnEXuGFYggnI_ajmRPXS3m8fWejROHg?feat=directlink Aber auch der flache schier endlose Strand von Utah-Beach ist wunderschö¶n. https://picasaweb.google.com/lh/photo/nZ2MPh8RWKtskuFB4i9RggtrDbrJDWqLodDjCmXlf_E?feat=directlink Wobei die beiden Herkules wirklich viel tiefer und näher flogen als es auf dem „Weitwinkel“-Video erscheint. (siehe auch die Kommentare meiner Jungs). Der Überflug war mit Ansage. Die Piloten hatten uns entdeckt und flogen uns an. Als alter Heeresflieger hatte ich dies erkannt und flugs das Video gedreht. 🙂 Und so werden wir wohl auch dieses Jahr wieder nach St.-Mere-Eglise fahren. Diesmal dann auch wieder mit richtiger Kamera da nun nach 1 1/2 Jahren nach dem Bandscheibenvorfall langsam wieder Gefühl in die Finger kommt. Highlight diesmal ist die Anzahl der Fallschirmspringer: 5. Juni 2011: Sainte-Mere-Eglise/La Fiere – Ab 13:00Uhr: Grö¶ßtes militärisches Fallschirmspringen nach 1944 830 Fallschirmspringer aus den USA Frankreich Deutschland und Großbritannien werden abgesetzt. Vielleicht hat der ein oder andere nun Lust bekommen und fährt auch mal hin. 🙂 Wer das militärische nicht mag…machts nichts im Gegenteil!! Ich nehme mir immer wieder vor mal außerhalb der Invasions-Feierlichkeiten dorthin zu fahren. Denn die Normandie bietet unendlich viele tolle Motive!!! Hier ein paar Links zu meinen Normandie-Alben: https://picasaweb.google.com/117461697908050955570/Normandie02?authkey=Gv1sRgCMCt3ufNobi8ngE&feat=directlink https://picasaweb.google.com/117461697908050955570/Normandie09?authkey=Gv1sRgCIPT4qz624SRjQE&feat=directlink https://picasaweb.google.com/117461697908050955570/Normandie2010?authkey=Gv1sRgCOGExszP-YWpPQ&feat=directlink LG Frank“ —————————————————————————————————————————————— Datum: 12.04.2011 Uhrzeit: 16:08:53 Jürgen von Esenwein Sorry, aber das kann ich mir dann doch nicht verkneifen: Krieg spielen muß toll sein …. Jürgen — posted via https://oly-e.de —————————————————————————————————————————————— Datum: 12.04.2011 Uhrzeit: 16:58:08 WolfgangPe Ich bin vor ein paar Jahren aus dem Urlaub zurückgekommen und nichtsahnend da rein geraten. Danke, da kann ich gut darauf verzichten. Grüße Wolfgang —————————————————————————————————————————————— Datum: 12.04.2011 Uhrzeit: 19:10:38 Yvonne Hallo Frank wenn ich Deinen begeisterten Bericht so lese, bin ich hin- und hergerissen zwischen zwei Welten: einerseits derjenigen der Horrorgefühle dem gegenüber, was mit dem D-Day in Europa zum Glück langsam zuende ging und andererseits der Mit-Freude, wenn ich mir die Sammler und Bastler vorstelle, die das Gerät, das sie sozusagen liebevoll zurechtgemacht haben, nun voller Stolz vorführen, und auch die Faszination mit der Leistung der Fallschirmjäger. Ausserdem stelle ich mir die Gänsehaut vor, die entsteht, wenn man inmitten einer Menge steht, die das Gefühl der Befreiung vom jahrelangen Albtraum vermutlich recht realistisch zurückholt. Und dann, wie immer, wenn’s um den WWI + II geht, kommt bei mir hoch: _Nie wieder!!!!_ Wie auch immer: ich wünsche Dir eine gute Zeit dort und hoffentlich klappt das auch mit dem Fotografieren gut! Herzliche Grüsse Yvonne — www.yvonnesteinmann.ch —————————————————————————————————————————————— Datum: 12.04.2011 Uhrzeit: 20:56:59 Frank Hallo Yvonne! 🙂 Yvonne schrieb: > Ausserdem stelle ich mir die Gänsehaut vor, die entsteht, wenn man > inmitten einer Menge steht, die das Gefühl der Befreiung vom > jahrelangen Albtraum vermutlich recht realistisch zurückholt. Beindruckt haben mich vorallem die Zeitzeugen. Und da wieder, wie diese mit ihren ehemaligen Gegner umgehen. Da geschehen dann unheimlich bewegende Momente. z.B. waren wir 2006 abends in Arromanches in einem Restaurant. Auf einmal kam ein alter englischer Vetran mit mit seiner Familie herein. Eine unheimlich würdige Erscheinung. Sorry, ich kanns schlecht beschreiben. Er war sehr gebrechlich, aber eben eine echte Erscheinung. Seine Familie, besonders die schon erwachsenen Enkel, kümmerten sich rührend um ihn. Bald schon ergriff spontan ein Franzose das Wort, und brachte nach einer kurzen Ansprache ein Wohl auf den alten Herren aus (Ich kann zwar nicht viel franzö¶sisch, aber soviel hatte ich verstanden. 🙂 ). Dem kam natürlich das ganze Lokal nach. Der alte Herr ließ es sich nicht nehmen, trotz seiner Gebrechlichkeit auf englisch zu erwidern. An sich schon ziemlich ergreifend, blieb mir dann srichwö¶rtlich ein Kloss im Hals stecken, als er sich nicht nur bedankte, sondern an all die Opfer aus der Zeit erinnerte, auch an die Deutschen. Die Stimmung war schlagartig gekippt. Aber nicht ins negative, sondern sehr feierlich, und vorallem nachdenklich. Ich konnte nicht mehr übersetzen, sondern mußte nur noch schlucken. Meiner Frau liefen auch die Tränen über die Wangen. Den Kindern mußte ich dann kurz darauf die Situation auch erklären. Das Bild, von den jungen Männern, die sich gegenseitig umbrachten, obwohl sie eigentlich hätten Freunde sein kö¶nnen. Es was ähnliches ist mir vor ein paar Jahren im Hürtgenwald widerfahren, als ich mit englischen Kadetten der letzen Gedenkrede eines deutschen Teilnehmers an der Schlacht im Hürtgenwald 1944 zuhö¶rte. Ein Bericht über die schreienden Verletzen beider Nationen im Niemandsland und wie ein Soldat dabei umkam einem Gegner“ zu helfen. Da zeigten auch die ansonst trockenen und sehr beherrschten Engländer Regung. Vielleicht gerade für diese Kadetten auch mal ein wichtiger Kontrapunkt. Besonders 2009 waren nochmal viele Veteranen in der Normandie. In meinem Album sieht man Bilder der Begegnung. Insbesondere Jugendliche haben die Veteranen immer wieder angesprochen und sich bedankt. https://picasaweb.google.com/lh/photo/TSUEVrvTbXMWBNXIixLV7AnI_ajmRPXS3m8fWejROHg?feat=directlink https://picasaweb.google.com/lh/photo/9kXo7ylR3RvgXtKNDy_barMk6MbUnCZ_O6ZED3__4F4?feat=directlink Ganze Schulklassen waren dort oder auch Pfandfindergruppen und suchten den Kontakt zu den Vetranen. Besonders beeindruckend finde ich den US-Soldaten Friedhof am Omaha-Beach (Colleville-sur-Mer). Wenn man dort zwischen den ca. 10.000 US-Gräbern steht wird man demütig. Wenn man bedenkt wie die Welt heute aussehen würde wenn sich die Amerikaner „rausgehalten“ hätten? Einige Bilder aus Colleville hab ich ja in meinem Album. In La Combe ist dann der deutsche Friedhof. Traditionell bedeutend bescheidener im Erscheinungsbild war er jedoch der Friedhof der meine Kinder am meisten berührt hat. Warum: Sie gingen durch die Reihen und waren entsetzt über das Alter der Gefallenen. Viele gerade mal 17 Jahre alt! Kinder wie sie selbst. Und dann das Grab mit dem 17-jährigen Jungen der den selben Nachnamen wie sie trug. Selbst nach Monaten kam immer wieder das Gespräch auf diesen Jungen. Übrigens kommen nach meinem Empfinden inzwischen auch immer mehr Ausländer auch hier besonders viel Jugendliche die den deutschen Soldatenfriedhof besuchen. Auch sie sind oft sehr beeindruckt wie jung die meisten Gefallenen waren. > Und dann wie immer wenn’s um den WWI + II geht kommt bei mir > hoch: _Nie wieder!!!!_ Dies ist überhaupt die große Überschrift über dem Ganzen. Darum tue ich mich persö¶nlich auch so schwer mit den Auslandseinsätzen der Bundeswehr. Wo dient es dem Frieden wo dem Krieg? Frieden ist im Prinzip auch das was dort in der Normandie heute gefeiert wird. Darum auch heute die nicht nur geduldete sondern meist gern gesehene Beteiligung der deutschen Soldaten. Der Handschlag über den Gräbern ist alles andere als eine inhaltslose Floskel. Hier waren/sind die Veteranen oft schon viel weiter gewesen als die Politik und die öffentlichkeit. Sie haben Kontakt und Freundschaft mit dem ehemaligen Feind schon vor Jahrzehnten gesucht. So hat mein Großvater lange Jahre eine echte und aufrichtige Freundschaft mit dem belgischen Resistance-Kämpfer gepflegt der ihm 1944 das Leben gerettet hat während er z.B. gleichzeitig bei Besuchen in Belgien noch offenen Ressentiments ausgesetzt war. Nun ist diese Generation fast vollständig weggestorben. Und somit bekommen diese Feierlichkeiten wie in der Normandie für die öffentlichkeit und nationale Selbstverständnis auch immer stärker eine andere Funktion. Es geht nicht mehr um den Sieg über eine andere Nation sondern über eine Gewaltherrschaft. Und man demonstriert die Freundschaft zwischen den Nationen incl. dem ehemaligen Gegner. Was einen als Deutschen dann doch etwas verstö¶rt ist der vollkommen lockere Umgang der Menschen damit dass dort bei einer Gedenkveranstaltung die franzö¶sische Armee bzw. Legion offen für Nachwuchs wirbt. Nun dies hat mit dem Selbstverständnis zu tun. Und die ist beim heutigen deutschen Militär dann doch ganz anders. Aber wer weiß wohin sich dies bei uns in Deutschland noch hinentwickelt jetzt wo die Wehrpflicht gefallen ist!? Da wird der Zweck dann vielleicht doch die Mittel heiligen. 🙁 > Wie auch immer: ich wünsche Dir eine gute Zeit dort und hoffentlich > klappt das auch mit dem Fotografieren gut! Danke! Das hoffe ich auch. 🙂 LG Frank“ —————————————————————————————————————————————— Datum: 12.04.2011 Uhrzeit: 22:16:45 Subhash Frank