OT: Steigende Ansprüche / Technologiewahn

Datum: 13.03.2003 Uhrzeit: 16:46:24 Hermann Brunner Christoph Prevezanos schrieb: > Viele Digitalfotografen werden schnell … wie soll ich es > nennen… das Gegenteil von betriebsblind” … > “betriebsüberempfindlich”. Man sieht Dinge die sich technisch > messen lassen oder am Monitor auffallen im Print aber nicht mehr. > Und die Ansprüche sind mit dem Digitalen STARK gewachsen. (…) Hallo Christoph da sprichst du mir so richtig aus der Seele ! Das ist IMHO eine ganz üble Entwicklung die auch in anderen Bereichen zu absurder “Aufrüstung” zwingt: ( vorsicht – das wird jetzt länger ! ) – Eine Bewerbung muß heutzutage aussehen als ob sie direkt von einer Marketing-Agentur kommen würde nur weil es im Zeitalter von Laserdruckern Digi-Cams Winword & Co halt leichter geworden ist… Viele machen es vor setzen die Standards und man muß mithalten. Der Inhalt *streng informativ gesehen* ist unverändert wie vor 20 Jahren der Aufwand der Erstellung aber beträchtlich gestiegen. – (interne) Präsentation in einer beliebigen Firma: Manche Mitarbeiter verbringen trotz erheblich verbesserter (d.h. ergonomischeren) Tools *IMMENSE* Zeit damit mit PowerPoint wunderschö¶ne bunte Bildchen zu malen nur um ein paar Folien bzw. gebeamte Slideshows zu produzieren der Aussage häufig nicht viel mehr wert ist als eine Handskizze auf einem karierten Blatt Papier. Lohnt sich in all diesen Fällen der Aufwand – nur weil man die Kollegen von irgendwas überzeugen will ? – Jeder Brief – heutzutage vorzugsweise nicht mehr von der Sekretärin sondern SELBST verfaßt – wird -zigfach verändert nachgearbeitet mehrfach gedruckt usw. nur weil die Mittel dazu leichter geworden sind. Ich habe selbst vor einigen Wochen mal meinen persö¶nlichen Papierkrieg durchforstet und altes Zeug (Korrespondenz mit Versicherungen Firmen etc…) weggeworfen. Was mir ganz besonders auffiel: Briefe mit Tippfehlern die einfach mit einem Kuli ausgebessert wurden würde ich heute nicht mehr wegschicken (kö¶nnen) – man würde damit vermutlich schon ziemlich blö¶de auffallen. – Um jetzt den Bogen zu Foto und Video wieder zu spannen: Schaut Euch doch mal ganz bewußt Eure “Lieblingsbilder” von vor 10 20 30 Jahren an !!! (Nicht die aus dem Studio – sondern die aus dem Urlaub !) Wie technisch perfekt sind sie denn ? Gemessen an den Anforderungen die wir heute permanent an das Equipment stellen ??? Ich meine jetzt so Dinge wie: Korn Farbstichigkeit Schärfe … Damals waren wir total begeistert davon – heute fällt uns nur noch auf daß sie grobkö¶rnig rotstichig und unscharf sind. Langer Rede – kurzer Sinn: Wir sollten aufpassen Dinge Produkte Kunstwerke etc. nicht alleine deswegen als “schlecht” einzustufen weil sie nicht heutigen Standards entsprechen. Kein Mensch würde auf die Idee kommen Michelangelo Breugel oder Escher herabzuwürdigen weil deren Werkzeuge nicht mindestens 1200 dpi Auflö¶sung hatten (;-) In diesem Sinne – versuchen wir doch GUTE Bilder zu machen nicht nur TECHNISCH PERFEKTE ! Sorry für Eure Zeit Hermann” ——————————————————————————————————————————————