oly-e Adventskalender 14.12.2021

Heute geht es um Treppen. Und zwar diesmal nicht um die sattsam bekannten Treppenhäuser wie im Titelbild, (das ist übrigens das zentrale Treppenhaus des Y-Baus des Nürnberger Nordklinikums.) sondern Treppen nicht als architektonisches Stilelemente (als solches fotografiert man ja eigentlich nichts anderes als ein – manchmal sogar auch noch urheberrechtlich geschütztes -Kunstwerk von wem anderes. Nämlich vom Architekten.) sondern als Mittel zum Zweck. Also zum Beispiel zur Bewegung zwischen Ebenen. Während man Treppenhäuser meistens mit Weitwinkel knipst – das oben ist mit 17mm gemacht – kann man Treppen in Gebrauch sehr gut auch mit langen Brennweiten machen. Kleines Beispiel gefällig?

Die Treppen an der Zeppelintribüne in Nürnberg. 137mm. Effekt: die Treppe verliert ihre Treppenstruktur und Dreidimensionalität und sieht fast wie eine Mauer aus. Kann man gelegentlich brauchen. Wenn man näher rangeht ändert sich die Perspektive und man sieht auch wieder die Oberseiten der Stufen. Die Frontansicht bedeutet also nicht zwangsläufig den Verlust der Perspektive. (Hier: 35mm)

Auch hier wird die Treppe noch nicht als Hilfsmittel zur Überwindung von Höhenunterschieden genutzt. Obwohl die Person in Bewegung ist. Das ist beim nächsten Bild etwas anders:

Die Treppe wird hier mit 37mm abgelichtet. Ohne die Person wirkt die Treppe durch die Frontalansicht platt. Erst durch den Vergleich kann man einschätzen, was es mit der Treppe auf sich hat.

Und nein, natürlich habe ich die arme Frau nicht quer durch den ganzen Ort mit der Kamera verfolgt. Das ist Moni, die ich in landestypische Tracht gesteckt habe und mit ihr in korsische Bergdörfer bin. Obwohl das Outfit ziemlich original ist, findet man in heutigen Bergdörfern keine Frauen mehr, die so gekleidet sind. In Lama zum Beispiel ist das Dorf nach der Touristensaison so gut wie tot. Da sind noch ein paar Einheimische, die sich um die Ferienwohnungen kümmern und das war’s. Obwohl ich mit Kameratasche und großer Tüte in der Hand deutlich als Fotograf erkennbar war, wurden wir ausgesprochen freundlich behandelt – man ist in Korsika eher leicht oder gar nicht bekleidete Models „gewohnt“ – was aber nicht gerne gesehen wird. Da hat man mit solchen Outfits Gelegenheit positiv aufzufallen. Und man nervt nicht die Leute, die da Zuhause sind.

Models auf Treppen sind nicht ganz einfach. Man kann einfach C-AF einstellen und rattern lassen. Wenn man sich nicht darauf verlassen will, dass man dabei durch blanken Zufall ein gutes Bild hat, kann man auch das Model an die gewünschte Stufe platzieren und einfach die Treppenstufe rauf und runter laufen lassen. Da weht dann auch das Kleid halbwegs und man muss nur noch hoffen, dass der Gesichtsausdruck passt. In diesem Fall dann natürlich S-AF. Hier habe ich den C-AF mit der E-M1II am 35-100 f/2 getestet, deshalb ist das „ehrlich“, Moni ist also wirklich die Stufen runtergekommen.

In Innenräumen schlägt natürlich wieder die Stunde des Weitwinkels. Hier 14mm. Da ist dann selbst bei f/2 der Fokus nicht mehr so kritisch, aber auch hier wieder aufpassen, dass die Fußstellung passt. Und aufs Licht aufpassen. Manchmal ist der Artfilter Weiches Licht eine gute Möglichkeit, die starken Kontraste in Treppenhäusern auszugleichen.

Gerade bei Hochzeitsfotografen ist das Brautpaar auf den Treppenstufen zum Standesamt ein beliebtes Motiv. Wenn man die Gelegenheit hat, mit denen vielleicht vorher diesen Wechselschritt Stufe rauf/Stufe runter kurz trainieren. Dann kann man, wenn’s dann ernst wird, die kurz zum Wechselschritt stoppen, das hält die Gesellschaft kaum auf, aber man hat den Vorteil, dass man das Paar ziemlich sicher in der Schärfe hat und sich beim schlechten Licht im Treppenhaus nicht mehr als unbedingt notwendig Bewegungsunschärfe einfängt. Und oft sieht die Braut auch deutlich entspannter drein, weil sie beim Wechselschritt nicht darauf aufpassen muss, über ihren Rock zu fliegen.

Mal was ganz Anderes – Treppe von der Seite. Hier wird die Treppe zum Sockel für eine Statue. 40mm. ArtFilter blasse Farben.

Treppe von der Seite gibt es auch in „Industrial“. Wobei hier die Treppe nur noch durch die Haltung und das Geländer erkennbar ist. Die Brennweite liegt bei 150mm und nahezu jede Dreidimensionalität wird beseitigt, das Bild wirkt wie eine Tuschezeichnung.

Wenn man mit farbigen Funkblitzen arbeitet und etwas Aufwand betreibt, geht auch sowas:

Das ist eine rohe Betontreppe, bei der die Trittstufen nicht durchgehen, man also durchkucken kann. Darunter wurden zwei Funkblitze mit Farbfolien gelegt und am Treppenabsatz ein dritter Funkblitz, mit dem die Person beleuchtet wurde. Die Taschenlampe kommt natürlich nicht gegen die Blitze an, wird aber erkennbar, wenn sie direkt in die Kamera leuchtet.

Eine Story zu diesem Bild existiert natürlich nicht. Das ist einfach nur ein möglichst schräges Foto. Muss auch mal. Um es noch richtig abgefahren zu machen, ist noch ein Dramatic Tone drüber.

Zum Schluss noch mal eine Treppe von vorne:

Treppe. Tür. Frau. Inschrift. Hier ist die Treppe wieder Sitzmöbel. Eher trennend als verbindend.

Natürlich haben wir hier einige Treppen im Outdoorbereich gezeigt. Aber es geht auch Indoor was. Nicht immer nur einfach die Treppe als Bauelement zeigen, nein, die Treppe mal gegen den Strich bürsten, etwas mit der Treppe anstellen, sie zweckentfremden. Gartenliebhaber verwenden Treppen als wunderbare Abstellflächen für ihre Blumentöpfe. Jugendliche sitzen drauf, Rollstuhlfahrer verfluchen sie und Menschen mit Krücken haben erheblich mit ihnen zu kämpfen.

Und viele werden im Winter nicht geräumt und gestreut…

Und um zum Thema zurückzukommen: Wie man sich am oly-e.de-Adventskalender zugunsten des Klabautermann eV beteiligen kann, steht hier.

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