Der Drang nach technischer Perfektion ?????

Datum: 07.02.2005 Uhrzeit: 21:44:22 Ulrich Hochlechner Nachdem ich mich seit zwei Wochen nun sehr intensiv mit der E-1 befasst habe (um genau zu sein, in jeder freien Minute), mö¶chte ich ein paar Dinge zur Diskussion stellen, die vielleicht die vielen Qualitätsdebatten etwas relativieren, die fast ausschließlich auf Basis einer Vorstellung imaginärer technischer Perfektion geführt werden. Meine bisherigen Erfahrungen mit Kameras waren: Analog: Praktika SLR (Bezeichnung weiß ich nicht mehr) mit Arbeitsblendenmessung OM2-n (ca. 18 Jahre), OM-2 SP, OM-4TI Minolta 9000, Minolta Dynax 7 (die war absolut toll, aber leider gabs damals keine DSLR) Nikon F80 Sowie diverse spätere Ebay-Ware zum Ausprobieren Digital: Irgendeine HP, Oly E100RS, Minolta R-3000, Minolta Dimage 5, Nikon D100 Und jetzt die E-1. Also ganz unterschiedliche Systeme, wobei ich wohl jetzt bei meiner alten Liebe Olympus bleiben werde) Die Unterschiede zwischen der Nikon (mit der ich nie wirklich zufrieden war) und der Oly machen sich für mich an ein paar Punkten fest: Der Autofocus der Nikons ist wirklich um Klassen besser. Die Matrixmessung ebenso. Speziell im Gegenlicht belichten die Nikons traumhaft sicher und nahezu immer perfekt. In allen anderen Beziehungen ist die E-1 eine andere Welt. Wer sich über das Rauschen der Oly aufregt, der soll mal Aufnahmen mit der D100 bei hohen ISO-Werten anschauen. Hinzu kommen bei der Nikon nervtö¶tend lange Speicherzeiten bei RAW von rund 25 Sekunden, extrem langsame Bildlupe (Eieruhr) und ein (wie ich denke) noch kleinerer, sicher aber viel dunklerer Sucher. Besonders krass ist der Unterschied in der Farbanmutung, diese ist bei der Oly ein Traum. Vor allem, wenn ich mir Aufnahmen der verschiedenen Kameras über die Jahre im Vergleich ansehe. Irgendwie errinnern mich die Aufnahmen an meine alten Dias mit dem Agfachrome 50RS, den ich ausschließlich verwendet habe, solange es ihn gab. Die Farbqualität der Nikon ist dagegen extrem licht- und wetterabhängig. Jetzt habe ich bei mir aber ein interessantes Phänomen festgestellt, welches in der technisch orientierten Debatte über die Vorzüge diverser Systeme meist untergeht: Früher hat man sich zwangsläufig bei fast jeder Aufnahme Gedanken über die Kameraeinstellung gemacht, speziell in Bezug auf die Belichtungskorrektur, weil man ja z.B. wusste, dass die mittenbetonte Messung im Gegenlicht aussteigt. Also hat man die Spotmessung benutzt oder seine Erfahrung. Schon mein Vater hat in den 50er Jahren wunderbare Dias in den Alpen mit einer Voigtländer Vito B ohne jeden Belichtungsmesser gemacht. Ich stelle jetzt fest, dass mich die perfekte Matrixmessung in hohem Maße zur Schlamperei verführt hat: Draufhalten, es wird ja immer „gut zumindest technisch. Schärfentiefe? Die hat oftmals —————————————————————————————————————————————— Datum: 07.02.2005 Uhrzeit: 22:39:26 Manfred Paul Ulrich Hochlechner schrieb: […] > Ich denke mittlerweile, wenn man nicht unbedingt Pressefotograf > ist, der immer unter Zeitdruck arbeiten muss, tut es ganz gut, > sich für’s Fotografieren Zeit und Muße zu gö¶nnen. Die Ergebnisse > danken es und der Spaße am Hobby auch. Das gleiche gilt für > Nachbearbeitung der Bilder. Anstatt dass wir froh sind, dass uns > die Digitaltechnik genau diese Mö¶glichkeit auf relativ einfache > Weise an die Hand gibt, maulen wir herum und wollen perfekte > Bilder aus der Kamera, ohne noch einen Finger krumm zu machen. […] Hallo Ulrich, mit Deinem Beitrag sprichst Du mir aus dem Herzen. Aber leider wird diese Spezies Fotografen unter dem sicher auch selbstgemachten Druck des schnellen Erfolges immer seltener. Fotografen und Angler sollten eines gemeinsam haben: Geduld und Ruhe:) Gruss Manfred —————————————————————————————————————————————— Datum: 07.02.2005 Uhrzeit: 22:42:06 Herbert Pesendorfer Hallo Ulrich! > Nachdem ich mich seit zwei Wochen nun sehr intensiv mit der E-1 > befasst habe (um genau zu sein, in jeder freien Minute), mö¶chte > ich ein paar Dinge zur Diskussion stellen, die vielleicht die > vielen Qualitätsdebatten etwas relativieren, die fast > ausschließlich auf Basis einer Vorstellung imaginärer > technischer Perfektion geführt werden. Das freut mich und bestärkt mich … Ich habe auch zu dieser Diskussion beigetragen. Aber wo man sich nicht wirklich auskennt werden halt alle Testberichte etc zu Phantomen. > Der Autofocus der Nikons ist wirklich um Klassen besser. > Die Matrixmessung ebenso. Speziell im Gegenlicht belichten die > Nikons traumhaft sicher und nahezu immer perfekt. > In allen anderen Beziehungen ist die E-1 eine andere Welt. Wer > sich über das Rauschen der Oly aufregt, der soll mal Aufnahmen > mit der D100 bei hohen ISO-Werten anschauen. Stellst welche zur Verfügung? > Noch ein Satz zum Rauschen bzw. notwendiger Nachbearbeitung: Bei > meinen analogen Kameras musste bzw. konnte ich nie > nachbearbeiten, habe mich aber unzählige Male geärgert, wenn ein > Labor bzw. eine Maschine „eigene Vorstellungen von Farbe —————————————————————————————————————————————— Datum: 07.02.2005 Uhrzeit: 23:18:36 Rainer Maertin Hallo Ulrich da kann ich Dir nur voll und ganz zustimmen. Früher war ich viel mehr auf die technische Bildperfektion bedacht. Die Kamera war eigentlich nur der Filmhalter“. Die —————————————————————————————————————————————— Datum: 07.02.2005 Uhrzeit: 24:59:52 Guenter Hamich Hallo Ulrich, Gratulation zu diesem hervorragenden Beitrag ! Leider geht bei Vielen heute die Begeisterung am guten Bild über die oft so sinnlose Technik-Debattiererei verloren. Eigentlich schade, stellen uns die Kamerahersteller doch heute Geräte bereit, die im DSLR-Segment nahezu alle ganz Hervorragendes leisten. Und wenn man dann durch die inzwischen grosse Auswahlmö¶glichkeit die Chance hat, seinen ganz individuellen Favoriten herauszudeuten“ (so wie wir hier die E-1) dann kann man doch —————————————————————————————————————————————— Datum: 08.02.2005 Uhrzeit: 13:25:35 Steffen Stockmeyer Hallo Ulrich, auch mir sprichst Du voll aus dem Herzen. Ich habe selber ähnliche Erfahrungen und Werdegang durchlebt und mö¶chte ein Beispiel aus meinem Fotografenleben zum Besten geben. Ich fotografiere jetzt im 5. Jahr digital und war von den unglaublichen Mö¶glichkeiten fasziniert. Das mündete darin, das man auf einer Fototour mit 100-200 oder mehr Bildern nach Hause kam. Bei der Durchsicht erschienen einem ca. 10% als gut/brauchbar und man war mächtig stolz darauf. Aber wirklich herausragende Bilder waren eigentlich nicht dabei, was mir zu denken gab. Daher gewö¶hne ich mir auch immer mehr an, das Bild schon vorher zu sehen und nicht nicht erst bei der Durchsicht der Masse. Das führt dazu, das ich letztens mit nur 25 Aufnahmen zurückkam (Verwunderung!) und auch nur 2 brauchbare dabei hatte. Eines davon, war aber herausragend gut und darauf bin ich jetzt viel stolzer. Die Moral von der Geschicht‘ ist für mich, man kann zwar die Mö¶glichkeiten nutzen, aber das Ergebnis wird dadurch nicht zwingend besser. Viele Grüsse aus dem sonnigen Hamburg von Steffen — posted via https://oly-e.de —————————————————————————————————————————————— Datum: 08.02.2005 Uhrzeit: 16:43:54 Helge Süß Hi! Schö¶n formuliert. Sowas tut gut zu lesen. Bei mir hat sich das Analoge Zeitalter so ausgewirkt, dass ich noch immer alles am Liebsten manuell an der Kamera einstelle. Das braucht Zeit, die man sinnvoll zur Bildgestaltung nutzen kann. Ich habe Tage, da gehe ich auf die Jagd. Was ich nach Hause bringe, sind Skizzen. Ich habe dann ein paar Bilder gemacht, die ich gesehen habe (oft trage ich die Kamera auch einen ganzen Tag mit und mache kein einziges Bild). Zu Hause sehe ich mir diese Bilder an und überlege, was ich hätte besser oder anders machen kö¶nnen. Beim nächsten Mal versuche ich dann, an dem Motiv zu arbeiten und es optimal aufzunehmen. Das ist natürlich leicht, wenn man für die Bilder nicht ans Ende der Welt fahren muss oder wenn sich die Situation/Stimmung kaum wiederholen lässt. Es reicht dann aber auch, wirklich gut hinzusehen, auf Details zu achten und dann ein paar Bilder bewusst zu machen. Die Kontrolle des Histogramms bewahrt mich vor technischen Überraschungen. Helge ;-)=) — posted via https://oly-e.de ——————————————————————————————————————————————