Warum ist die Detailtreue bei Top Pro Objektiven so viel hoeher?

Datum: 24.04.2009 Uhrzeit: 15:33:02 Steffen Hallo, ich bin leidenschaftlicher Fotograf in bezug auf die Technik hinter der Technik allerdings weniger detailliert informiert. Daher wäre ich froh, wenn mir jemand (vielleicht auch Herr HJM) folgendes erklären kann: Ich nutze ein E3. Wenn ich mit dem 12-60 und dem 14-35 bei gutem Licht und ISO100 fotografiere, fällt mir nur bedingt bis gar nicht ein Unterschied in Schärfe und Kontrast zwischen der Abbildungsleistung der beiden Objektive auf. Fotografier ich aber bei ISO800 bin ich jedesmal erstaunt, dass bei den Fotos mit dem 14-35 mehr Details zu erkennen sind, sie insgesamt schärfer wirken. Ähnliches gilt auch für das 50er Makro. Ich würde es verstehen, wenn die Linsen sich grundsätzlich unterscheiden würden. Tun sie aber wie geschrieben bei ISO100-400 nicht. Sobald aber das sichtbare Rauschen der E3 ins Spiel kommt und ich dennoch Details haben will, sagen wir bei einem Portrait, verwende ich nur das 14-35 oder das 50er Makro, da das 12-60 da nicht mehr genug liefert. Bin froh wenn mir da mal jemand raus hilft. Ich will es verstehen. Gruß Steffe — posted via https://oly-e.de —————————————————————————————————————————————— Datum: 25.04.2009 Uhrzeit: 11:44:53 Johannes Geenen Warum hat ein Porsche bei 100 Sachen eine spürbar bessere Straßenlage als ein Fiat Panda, wohingegen die Unterschiede auf dem Parkplatz von Ikea verblassen? Richtig – der konstruktive Aufwand macht sich erst in den Grenzbereichen des Leistungsspektrums deutlich bemerkbar. Bei Top-Pro vs. Pro ist es ähnlich. Bei guten Lichtverhältnissen arbeiten beide Objektive in ihrem optimalen Bereich – die Abbildungsleistung der Objektive ist teilweise sogar besser als es die Sensoren in der Kamera auflö¶sen kö¶nnten. Bei schlechteren Lichtverhältnissen jedoch wird das Objektiv bei Offenblende betrieben. Hier sind alle Objektive weit von ihrem Leistungsoptimum entfernt und der hohe konstruktive Aufwand der Top-Pros kann sich auszahlen. Mit der Empfindlichkeitseinstellung hat das übrigens nichts zu tun (eher im Gegenteil, hö¶here Empfindlichkeit vermindert die Leistungsfähigkeit des Sensors) – allerdings gehen eine hö¶here Empfindlichkeit und der Wunsch nach offener Blende oft einher, so dass diese (scheinbare) Abhängigkeit zwischen Objektivleistung und Empfindlichkeit verständlich wird. Johannes — posted via https://oly-e.de —————————————————————————————————————————————— Datum: 26.04.2009 Uhrzeit: 12:26:37 HJM Hallo Steffen, für Schärfe soweit die Ausleuchtung gut ist tragen Helligkeitswerte Ihren Anteil bei. Brechen die Helligkeitswerte (Luminanz) ein wird stets das System mit der geringeren Filterung der Farbwerte (Chrominanz) bedingt durch ein hö¶heres Maß an Nutzinformation den Anteil des Systemrauschens besser unterdrückt halten kö¶nnen. Desweiteren tut sich ein Prozessor einer Kamera leichter das Rauschen rauszurechnen, wenn va. die Farbwerte des Nutzsignalanteils va. durch das Objektiv weniger gefiltert wurden. Mir ist beim ersten Einsatz eines 7-14 va. bei monochromen farbigen lackierten Flächen eine wahnsinnig starke Sättigung aufgefallen und die Detailsdurchzeichnung wurde hier wesentlich deutlicher durch die Farbauflö¶sung (Chrominanz) als durch die Luminanzauflö¶sung getragen. Diese Sättigung wirkt sich bei weniger guter Ausleuchtung aus. Dh. Farben und die Welt um uns ist nunmal eine Mischung der farbigen Spektren des natürlichen Lichtes scheinen quasi aus dem Dunklen heraus. TopPros haben auf die Chrominanzanteile eine geringere Filterwirkung. Das 50-er Makro ist bzgl. dieser Leistungs-Aspekte ein TopPro erreicht aber nicht die Verzeichnungsfreiheit der TopPros. Es ist zuletzt ein Pro mit TopPro-Eigenschaften soweit es nicht um den Korrekturgrad geht. Richtig spannend wird es im Bereich des 12-60 und 14-35 bei microFT. Egal ob Festbrennweite oder Zoom. Man kann definitiv ein 1:1,4 oder 1:1,7 Objektiv erwarten. Dann noch Glas mit TopPro-Eigenschaften. Wer ein Technik-Fan ist wird drauf abfahren für die anderen gilt. Auch mit den Kitlenses kann man Fotos machen, welche man neben Aufnahmen aus einer D3 oder 1Ds Mk III in einer Ausstellung zeigen kann. Das Objektiv macht das Bild. Gr. HJM — posted via https://oly-e.de —————————————————————————————————————————————— Datum: 26.04.2009 Uhrzeit: 13:00:39 HJM ….achja, diese Link wollte ich noch anbieten: http://www.referate10.com/referate/Informatik/5/Wahrnehmung-von-Farben-reon.php Man stö¶ßt auf Farbgamut und dynamischer Bereich”. Farbgamut ist —————————————————————————————————————————————— Datum: 26.04.2009 Uhrzeit: 13:43:41 Steffen Hallo Herr HJM, nun ich weiss nicht genau, wie Sie es immer machen, noch ob es alles exakt der Wahrheit entspricht, aber nach dem Lesen Ihrer Antworten, glaube ich verstanden zu haben, was mir die Wahrnehmung schon vermittelte. Der von Johannes dargebrachte Schluss war eben keiner, da ich die unterschiedliche Auswirkung von Panda und Porsche ja bereits als erlebt geschildert hab und das kann man nun nicht damit begründen, dass Panda und Porsche unterschiedlich konstruiert sein. Vielmehr muss die Begründung in den Ursachen der Notwendigkeit der unterschiedlichen Konstruktion zu suchen sein. Vielleicht kö¶nnen Sie mir noch etwas über die Art und Weise der Vergütung der Linsen und auch des Glases erklären. Ist das Glas der TopPros ein gänzlich anderes? Ist es nur die Vergütung und die Präzision der Herstellung? Sollten Sie keine Erklärung geben kö¶nnen, so blieben immer noch die überzeugenden Bildergebnisse. Hoffentlich wird mFT neue, adaptierte Objektive dieser Qualität anbieten. Gruß Steffen — posted via https://oly-e.de —————————————————————————————————————————————— Datum: 26.04.2009 Uhrzeit: 20:12:56 HJM Man muß sich das ganze wie eine Signalübertragungstrecke vorstellen. Das Glas, die Vergütung und die auf einen kleineren Bildkreis gerechnete Konstruktion ermö¶glicht es, daß zwischen Motiv und Abbildung am wenigsten an Nutzinformation auf der Strecke bleibt. Die modernen Zooms sind zudem so aufgebaut, daß ohne Vergütung weniger Licht durchkäm. Man muß vergüten und dies nicht nur um zB. die Frontlinse an der Oberfläche unempfindlicher gegen mechanische Einwirkung zu machen. Die Vergütung verbessert zwar die Lichtdurchlässigkeit durch Entspiegelung jedoch hat selbst eine Lichtdurchlässigkeits-mindernde Wirkung. Desweitere kö¶nnen die Farb-Spektren untersch. gefiltert werden. Soweit mir bekannt kann man eine optimierte Vergütung nur durch mehrschichtige Vergütung erzielen und das macht das alles von den Produktions-Schritten wie -Anlagen immer weiter komplexer. Es stecken auch Kosten für Anlagen und den Zeitaufwand in den TopPros. Beim Glas kauft Olympus auf dem Weltmarkt ein und bezieht natürlich bestimmte Glas-Rohling-Typen für TopPro nur von Herstellern deren Qualität den hö¶chsten Anforderungen entspricht. Benö¶tigt eine Konstruktion niedrigbrechende Linse, dann sind diese die vergleichsweise teuersten Glieder in der Konstruktion. Benö¶tigt eine Konstruktion hochbrechende Linsen, dann ist es nicht nur teueres Glas sondern man benö¶tigt auch eine sehr präzise Bearbeitung der Linsen. Die Doppel-Asphäre des 7-14 ist nicht die einzige wichtige Linse dieses Objektives es wird jedoch aufwendig von sog. Lensmasters händisch poliert. Das ist keine Politur zum Glanz sondern ein sehr, sehr feiner Feinschliff um die optimale Oberfläche zu erreichen. Bricht ein Objektiv die Spektren des Lichtes zu sehr kann es auch nicht va. harte Kontraste ohne Abbildungsfehler wie zB. CA abbilden. Ist eine Objektiv jenseits seiner Fertigungs-Toleranz sollte es eigentlich bzgl. der beschriebenen Beobachtung, dh. weniger Rauschen bei ISO800 keine Unterschiede geben. Spaß machen würde so ein Objektiv jedoch nicht. Betrachten wir TopPros eher als Kunstwerk, welches mit feinen Zutaten aufgebaut wurde. Der Aufwand wächst mit zunehmenden Bildkreis und daß es dennoch sichtbare Unterschiede zwischen Pro und TopPro gibt liegt am kleineren Bildkreis. Die Objektiv-Konstrukteure von Olympus hatten eine Idee. Dafür mußte der Bildkreis jedoch kleiner sein. TopPros bestechen in meinen Augen auch auf Kameras mit geringerer Auflö¶sung. Und eher darin erkenne ich das Potential der TopPros. Satt durchzeichnete farbige Texturen stehen nunmal für Nähe am Original. Daß das Auflö¶sungsvermö¶gen von Linienpaaren enorm hoch ist sollte man als System-Reserve betrachten die man einfach durch Herunter-Skalierung wegrechnen kann. Was bleibt ist die Güte der Abbildung und die überlebt Interpolationen oder ist bei Interpolationen für Vergrö¶ßerungen der Güte des Ergebnisses dienlich. Die Güte liegt weniger in der Linienpaar-Auflö¶sung sondern der Kennlinie des Objektives. TopPros haben von niedrigen Modulationsfrequenzen weg hohe Modulationsfaktoren und halten das bis zur Auflö¶sungsgrenze idR. auf hö¶herem Niveau durch als Standard und Pro. Bei Interpolation schiebt man die Information für Farbe in den Bereich niedrigerer Modulations-Frequenzen hinein. Es ist nicht so wie beim Hö¶ren wo man eher Frequenzen einfach wegschneidet. Auflö¶sung (Modulationsfrequenzlage) ist nicht alles. Die Güte welche die Kennlinie der Objektives anbietet ist ausschlaggebend und da darf es durchaus auch an Auflö¶sung fehlen, vgl. E-10 und E-20P. Gr. HJM — posted via https://oly-e.de ——————————————————————————————————————————————