Die Macht der Bilder

Datum: 02.06.2005 Uhrzeit: 12:08:00 Bernhard Schnapka -Der Tagesspiegel- (Zitatanfang) Macht Macht schö¶n? Woran es liegt dass in den Medien zurzeit nur vorteilhafte Bilder von Angela Merkel zu sehen sind” Am Tag nach Angela Merkels Kür zur Kanzlerkandidatin erlebte Deutschland – gleichsam am Frühstückstisch – einen Imagewandel wie er dramatischer und gleichzeitig subtiler nicht vorstellbar ist. Kohls Mädchen hatte alles ossihaft Trutschige alles verhärmt Grämliche verloren; sie war vom hässlichen Entlein zum Schwan geworden in Hamburg genauso wählbar wie in Halle. Man war geneigt an irgendeine hö¶here Instanz zu glauben; so eine Art demokratischer Propagandazentrale die alle Redaktionen der Republik – von der „Bild“-Zeitung bis zur „Tagesschau“ – angewiesen hatte nur dieses eine Motiv der Kandidatin zu verö¶ffentlichen: Angie in Apricot vor blauem Hintergrund und mit glückseligem Lächeln. Damit eine solche Metamorphose geschehen kann müssen drei Dinge zusammenkommen: die Sehnsucht des Wahlvolks nach einer Lichtgestalt eine ausgefeilte Inszenierung und Medien die sich der unsichtbaren Regie ihrer eigenen Systemlogik unterwerfen. Ohne die Hilfe der Medien aber bleibt auch jede noch so gute Inszenierung ohne Resonanz. Wie kommt es dass die etwa 50 Fotografen die am Montag im Konrad-Adenauer-Haus waren so ähnliche Motive an die Agenturen und Redaktionen schicken? Warum wählen die Fotoredakteure der unterschiedlichsten Zeitungen aus vielen hundert Fotos genau diese Bilder aus? Einer der Fotografen vom Montag hat dafür eine einfache Erklärung: „Ich passe mich bei meinen Motiven und meiner Bildauswahl der vorgefundenen Stimmung an. Meine Auftraggeber würden es nicht verstehen wenn ich an einem solchen Tag ein Merkel-Foto mit heruntergezogenen Mundwinkeln schicken würde.“ (Zitatende) http://www.tagesspiegel.de/medien/index.asp?gotos=http://archiv.tagesspiegel.de/toolbox-neu.php?ran=on&url=http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/02.06.2005/1853331.asp#art http://makeashorterlink.com/?M38B12F2B www.tagesspiegel.de Gruß Bernhard” —————————————————————————————————————————————— Datum: 02.06.2005 Uhrzeit: 12:40:16 Heiko Kanzler Bernhard Schnapka wrote: > -Der Tagesspiegel- Ich bin jetzt als fotografischer Amateur sicherlich nicht der berufene Kommentator dieses Beitrages, aber in den letzten Wochen habe ich mich viel durch Literatur gewühlt und Gespräche mit Freunden geführt die für diverse Tageszeitungen fotografieren. Fazit: Der Bildredakteur und Pressefotograf bestimmen maßgeblich wie ein Promi in der Bevö¶lkerung wahrgenommen wird. Sicherlich lügen diese Bilder alle nicht, aber die Platzierung eines Bildes in einen Kontext sorgen dafür das ganze Stimmungen einer Person umgeschwenkt werden kö¶nnen. Aus einem Mö¶rder wird ein Gutmensch und der nette Opa von nebenan kann durchaus mit einem Klick denunziert werden. Die Macht der Bilder. — Liebe Grüße aus Berlin, Heiko Kanzler http://www.heikokanzler.de Ich produziere mit viel zu hohem finanziellen Aufwand miserable Fotos habe aber enorm viel Spass an meinen schlechten Bildern!” (Heiko Kanzler Olympus E-300)” —————————————————————————————————————————————— Datum: 02.06.2005 Uhrzeit: 14:44:28 fritz hallo 1 nun warum werden solche leute und promis etc tagtäglich bis zum erbrechen geknipst. damit für jede stimmung für jede schlagzeile etc etwas dabei ist . da hat man wenn irgend etwas passiert dann das richtige foto. und wenn der oder die negative stimmung erzeugen hat man dann das bild mit heruntergezogenen mundwinkel zugekniffenen augen usw… mfg fritz — posted via https://oly-e.de —————————————————————————————————————————————— Datum: 02.06.2005 Uhrzeit: 15:05:28 Bernhard Schnapka fritz schrieb: > da hat man wenn irgend etwas passiert dann das > richtige foto. Und es wird mittlerweile auch gern per EBV nachgeholfen”. 🙁 Gruß Bernhard” —————————————————————————————————————————————— Datum: 02.06.2005 Uhrzeit: 16:43:18 Heiko Kanzler Vor ein paar Wochen habe ich mal das Thema Journalismus” und “Ethik” angesprochen welches aber mangels Interesse einschlief. Unter anderem ist die Frage nach dem gestellten Foto sowie der EBV. Beide haben doch gemein das die Bildaussage nicht die ist die man vorzufinden glaubte? Allein schon der “Schnappschuss” kann massiv missbraucht werden: Ich habe ein Dutzend Bilder auf der Platte wo die aufgenommene gerade wärend des “Schusses” die Augen schliesst. Diese halboffenen Augen wirken auf dem Bild obwohl wir beim Shooting gerade Mordsspass hatten so als ob die Person unter Drogen oder Alkohol steht. Die Bildaussage schafft IMHO ein Vorurteil bzw. greift der Fassung eines eines unvoreingenommenen Eindrucks vor. Liebe Grüße aus Berlin Heiko Kanzler http://www.heikokanzler.de “Ich produziere mit viel zu hohem finanziellen Aufwand miserable Fotos habe aber enorm viel Spass an meinen schlechten Bildern!” (Heiko Kanzler Olympus E-300) “Bernhard Schnapka” wrote in message news:1jjae055d2z0v$.iofuvla3enuq$.dlg@40tude.net… > fritz schrieb: > > da hat man wenn irgend etwas passiert dann das > > richtige foto. > Und es wird mittlerweile auch gern per EBV “nachgeholfen”. 🙁 > Gruß Bernhard —————————————————————————————————————————————— Datum: 02.06.2005 Uhrzeit: 21:57:52 mario Bernhard Schnapka schrieb: > fritz schrieb: > >> da hat man wenn irgend etwas passiert dann das >> richtige foto. > > Und es wird mittlerweile auch gern per EBV nachgeholfen”. 🙁 > Gruß Bernhard das ist eindeutig falsch bernhard!!!!! jeder fotograf der für eine nachrichtenagentur (dpa ddp afp ap reuters) in deutschland arbeitet stimmt in seinem vertrag gewissen ethik-richtlinien zu die je nach agentur mehr oder weniger streng ausfallen aber immer beinhalten dass keine die wahrnehmung des geschehens ändernde bildteile (z.b. menschen) weggeschnitten werden dürfen und auch keine fotos per ebv sinnändernd bearbeitet werden dürfen. ausnahmen (ausser bei ap da ist jegliche ebv verboten – und auch “gestellte fotos” gibt es bei ap nicht!) sind entrauschen kontrast und farben leicht korrigieren oder ein klein wenig nachschärfen. an diese richtlinien halten sich übrigens auch die fotografen aller großen tageszeitungen. etwas anderes ist es wenn bilder eine zeitlang nach einem ereignis (nichtaktuelle bildberichterstattung) verwendet werden. dann kann es passieren dass ein redakteur eine grinsende angela merkel braucht und der fotograf genau ein solches bild vor einem monat gemacht hat aber noch der stoiber mit drauf ist. und wenn dann nur angie gebraucht wird wird der stoiber eben abgeschnitten (portrait-crop)…. gruß mario posted via https://oly-e.de” —————————————————————————————————————————————— Datum: 02.06.2005 Uhrzeit: 22:53:36 Bernhard Schnapka Hallo Mario! > Bernhard Schnapka schrieb: >> Und es wird mittlerweile auch gern per EBV nachgeholfen”. 🙁 > das ist eindeutig falsch bernhard!!!!! jeder fotograf der für > eine nachrichtenagentur (dpa ddp afp ap reuters) in > deutschland arbeitet stimmt in seinem vertrag gewissen > ethik-richtlinien zu die je nach agentur mehr oder weniger > streng ausfallen aber immer beinhalten dass keine die > wahrnehmung des geschehens ändernde bildteile (z.b. menschen) > weggeschnitten werden dürfen und auch keine fotos per ebv > sinnändernd bearbeitet werden dürfen. Sorry da kenn ich mich nicht aus. Ich hatte das nicht auf Fotografen sondern auf die Redaktionen bezogen. Also nicht auf das was abgeliefert sondern was verö¶ffentlicht wird. Bspw. bei BILD und Bunte wird doch ganz offensichtlich manipuliert. Unterliegen die denn nicht auch solchen Richtlinien? Gruß Bernhard” —————————————————————————————————————————————— Datum: 02.06.2005 Uhrzeit: 24:15:39 Marvin Ruppert Bernhard Schnapka wrote: Bspw. bei BILD > und Bunte wird doch ganz offensichtlich manipuliert. Unterliegen > die denn nicht auch solchen Richtlinien? > > — > Gruß, Bernhard > Doch, die halten sich nur nicht dran. Die Bildzeitung wird beispielsweise regelmäßig vom Presserat gerügt, wegen Fotomanipulationen und vielem anderen. Beispiellinks für Bild”-Manipulationen: http://www.bildblog.de/?p=534 http://www.spiegel.de/netzwelt/technologie/0 1518 grossbild-85420-346839 00.html http://www.spiegel.de/netzwelt/technologie/0 1518 grossbild-85411-346839 00.html (Link zu zwei Vergleichsbildern) Marvin” —————————————————————————————————————————————— Datum: 03.06.2005 Uhrzeit: 14:15:45 Frank Hintermaier Hallo Bernhard! 🙂 Bernhard Schnapka” schrieb: > “Woran es liegt dass in den Medien zurzeit nur vorteilhafte Bilder > von Angela Merkel zu sehen sind” Amerikanisierung des deutschen Wahlkampfes. > Am Tag nach Angela Merkels Kür zur Kanzlerkandidatin erlebte > Deutschland – gleichsam am Frühstückstisch – einen Imagewandel wie > er dramatischer und gleichzeitig subtiler nicht vorstellbar ist. > Kohls Mädchen hatte alles ossihaft Trutschige alles verhärmt > Grämliche verloren; sie war vom hässlichen Entlein zum Schwan > geworden in Hamburg genauso wählbar wie in Halle. Da stellt dich die Frage in wie weit das Image vorher nicht auch künstlich erzeugt wurde. > Man war geneigt an irgendeine hö¶here Instanz zu glauben; so eine > Art demokratischer Propagandazentrale die alle Redaktionen der > Republik – von der „Bild“-Zeitung bis zur „Tagesschau“ – angewiesen > hatte nur dieses eine Motiv der Kandidatin zu verö¶ffentlichen: > Angie in Apricot vor blauem Hintergrund und mit glückseligem > Lächeln. Die Propagandazentrale heißt Mamon. Die Zeitungen wollen Umsatz machen und/oder Meinung. Aber alles ein alter Hut. Hat das Bö¶ll nicht schon in “Die verlorene Ehre der Katharina B.” behandelt. Hat das nicht Hugenberg mit seiner “nationalen” Presse in der Weinmarer Republik und Streicher mit dem “Stürmer” nicht vorgemacht. Teilweise platt und primitiv aber nicht weniger erfolgreich wie es heute Bild oder das gigantische Zeitungsimperium der SPD/Gewerkschaften machen. Stimmung / Macht geht von den Medien aus. Man erinnere sich an Rudolph Scharfping und das serbische Konzentraionslager im Sport-Stadion. Er hätte Bilder. Man hat sie nie gesehen allein die Behauptung es gäbe sie hat gereicht. Das Bild ist unter den Medien die mächtigste Waffe. Gekoppelt mit Ton noch mächtiger. > Damit eine solche Metamorphose geschehen kann müssen drei Dinge > zusammenkommen: die Sehnsucht des Wahlvolks nach einer > Lichtgestalt eine ausgefeilte Inszenierung und Medien die sich > der unsichtbaren Regie ihrer eigenen Systemlogik unterwerfen. Das ist die “Schwarm”-Logik oder-Intelligenz. Dynamische Synergieeffekte. Nicht mehr klar einzuordnen ob gesteuert oder nicht. Halb sank sie hin halb zog er sie! :-)) Ich erninnere nur an den Wahlkampf zu Ablö¶se von Kohl. Oder besser welcher Wahlkampf war seitdem überhaupt noch von Sachthemen geprägt. Inzwischen ist es wichtiger Welche Haartö¶nung ein Politiker hat welche Krawatte er trägt wie welche Argumente er hat. Redet er länger wie 30 sec hö¶hrt ihm eh keiner mehr zu. Es schauen mehr Leute Christiansen Friedmann und Maischberger zu als daß sie sich mal eine BT-Debatte antun. > Ohne die Hilfe der Medien aber bleibt auch jede noch so gute > Inszenierung ohne Resonanz. Wie kommt es dass die etwa 50 > Fotografen die am Montag im Konrad-Adenauer-Haus waren so > ähnliche Motive an die Agenturen und Redaktionen schicken? Warum > wählen die Fotoredakteure der unterschiedlichsten Zeitungen aus > vielen hundert Fotos genau diese Bilder aus? siehe oben! > Einer der Fotografen vom Montag hat dafür eine einfache Erklärung: > „Ich passe mich bei meinen Motiven und meiner Bildauswahl der > vorgefundenen Stimmung an. Meine Auftraggeber würden es nicht > verstehen wenn ich an einem solchen Tag ein Merkel-Foto mit > heruntergezogenen Mundwinkeln schicken würde.“ Bingo! Siehe auch Schö¶nheitwahn/-ideal die “jungen”Alten etc. pp. Die Wirklichkeit wird sich zurecht gelogen! Und nun schweifen wir ins Philosophische ab! Und seit heute Nacht gehö¶rt der Thread eigentlich in den “schmalen Talk” :-)) Gruß Frank” —————————————————————————————————————————————— Datum: 04.06.2005 Uhrzeit: 2:39:31 mario marvin hat recht. auch zeitungsredaktionen müssen eine gewisse sorgfaltspflicht walten lassen. tun sie das nicht, bekommen sie rügen vom presserat, wenn verfehlungen bekannt werden (was aber leider zu oft folgenlos bleibt) oder wenn es sich um prominente handelt auch mal eine klage an den hals – was je nach streitwert entweder riesige werbung für die betroffene zeitung sein kann oder auch ein herber finanzieller verlust… gruß mario — posted via https://oly-e.de —————————————————————————————————————————————— Datum: 04.06.2005 Uhrzeit: 10:33:19 Heiko Kanzler > marvin hat recht. auch zeitungsredaktionen müssen eine gewisse > sorgfaltspflicht walten lassen. Ich denke das die Redaktion diverser Yellow Press das wohl sehr lasch sehen. Bei Bild, Bunte oder Gale gehe ich schon lange nicht mehr davon aus das ein Titelbild oder Aufmacher echt” ist. > oder wenn es sich um prominente > handelt auch mal eine klage an den hals – was je nach streitwert > entweder riesige werbung für die betroffene zeitung sein kann > oder auch ein herber finanzieller verlust… Ich behaupt fast das a) die Streiterei bewusst in Kauf genommen wird um die Auflagenhö¶he zu erreichen und b) meist das ganze dennoch als Werbung fürs Blatt umgemüntzt wird Liebe Grüße aus Berlin Heiko Kanzler http://www.heikokanzler.de “Ich produziere mit viel zu hohem finanziellen Aufwand miserable Fotos habe aber enorm viel Spass an meinen schlechten Bildern!” (Heiko Kanzler Olympus E-300)” —————————————————————————————————————————————— Datum: 04.06.2005 Uhrzeit: 20:49:25 Hans Wein Heiko Kanzler schrieb: >> marvin hat recht. auch zeitungsredaktionen müssen eine gewisse >> sorgfaltspflicht walten lassen. > > Ich denke das die Redaktion diverser Yellow Press das wohl sehr > lasch sehen. Bei Bild, Bunte oder Gale gehe ich schon lange nicht > mehr davon aus das ein Titelbild oder Aufmacher echt” ist. Vor etwa einem Jahr konnte ich dem Mann der die Titelseiten für die Bunte macht über die Schulter schauen. Als Werkzeug hatte er ein ganz normales Photoshop und seine Bearbeitung von Prinzessin Caroline und Prinz Pipi beschränkte sich auf die üblichen Korrekturen wie sie jeder erfahrene Anwender dieses Programms beherrscht. Bei Pulikationen wie TV Today & Co. sieht es wahrscheinlich anders aus – hier soll angeblich sogar Spezialsoftware benutzt werden um die Titelmädchen in das Standardschema “Blond und vollbusig” zu pressen. MfG Hans” —————————————————————————————————————————————— Datum: 05.06.2005 Uhrzeit: 11:20:41 Heiko Kanzler Hans Wein wrote: > Vor etwa einem Jahr konnte ich dem Mann, der die Titelseiten für > die Bunte macht, über die Schulter schauen. Als Werkzeug hatte er > ein ganz normales Photoshop, und seine Bearbeitung von Prinzessin > Caroline und Prinz Pipi beschränkte sich auf die üblichen > Korrekturen, wie sie jeder erfahrene Anwender dieses Programms > beherrscht. Mag ja sein, aber ich habe in den vergangenen Jahren auch oft Titelbilder von Paaren (am besten mit Baby) gesehen die sich so nie gegenüberstanden. Das zusammenmontieren zweier Personen ist ja heute schon fast usus. > Bei Pulikationen wie TV Today & Co. sieht es wahrscheinlich anders > aus – hier soll angeblich sogar Spezialsoftware benutzt werden, um > die Titelmädchen in das Standardschema Blond und vollbusig” zu > pressen. Vor ein paar Jahren war mal ein Artikel in der MacWelt über Highend-Retusche-Software jenseits von Photoshop erstaunlich was damals schon “elektronisch” ging. Heute ist ja danke “Ebenenmasken” und Verflüssigenfilter jeder “Amateur” in der Lage aus den Wildecker Herzbuben die Jungs von Boyzone zu “bauen” 😉 Liebe Grüße aus Berlin Heiko Kanzler http://www.heikokanzler.de “Ich produziere mit viel zu hohem finanziellen Aufwand miserable Fotos habe aber enorm viel Spass an meinen schlechten Bildern!” (Heiko Kanzler Olympus E-300)” ——————————————————————————————————————————————