Heute geht es mal wieder um Blitze. Also um die, die man per Funk auslösen kann. Diesmal geht es um Dinge, die leuchten, ohne zu leuchten. In obigen Fall ist der alte Graetz-Radio zwar innen noch ziemlich komplett, aber nicht mehr funktionsfähig. Damit das nach was aussieht, braucht man ne Skalenbeleuchtung. Nun könnte man die mit ein paar Drähten sicher wieder zusammenflicken, aber gegen die Blitze im Studio hat so eine Skalenbeleuchtung keine Chance. Also Rückwand des Radios runter und einen Studioblitz dahinter legen. Oder, wenn man lustig ist, einen Systemblitz mit einem Funkauslöser. Der Rest ist Standard – Striplight von rechts und für den Hintergrund ein grüner Snoot. Und damit der Rücken nicht komplett absäuft, ein Blitz, der auf die Wand links gerichtet ist und die Kontraste etwas abmildert.
Das ist übrigens ein fieser Trick, der in den meisten „Blitzkochbüchern“ schlicht weggelassen wird. Da werden wunderbare Grafiken gezeichnet, mit Model und drei oder vier Lichtformern außenrum – und wenn der geneigte Leser das zu Hause nachmachen will, sieht das irgendwie nie so aus wie im Buch. Verblüffend. Meistens liegt es nicht am geplagten Model oder an der nicht ganz so teuren Blitzanlage, sondern schlicht an den Wänden außen um das Set. Die reflektieren nämlich fiese. Und wenn man schlau ist, verwendet man diese gratis Monstersoftboxen gezielt zur Beleuchtung, zum Aufhellen. Man kann sich mit der alten Formel „Die Lichtintensität sinkt mit dem Quadrat der Entfernung“ nämlich ziemlich genau ausrechnen, was man mit der luxuriösen weißen Wand oder dem weißen Vorhang vor der Terassentür so schönes anstellen kann. Wenn man sie anleuchtet. Oder was sie für Dreckeffekte produziert, wenn sie Licht reflektiert, das eigentlich nur für das Model gedacht war. Ich sehe oft Fotos von Studios, oder „Studiosets“ in Mietstudios, die gerade mal ein paar Zentimeter breiter sind als die Hintergrundpappe. Da muss man schon sehr genau wissen, was man treibt – und am besten auch ein paar amtliche Abschatter parat haben…. (Ach ja, ein Sofortweißabgleich ist im Wohnzimmer praktisch…..)

Das hier ist eigentlich mit nur einem Blitz gemacht – und nein, der ist nicht in der Höhensonne versteckt, da ist nämlich noch der Brenner drin und deshalb passt da auch ein Systemblitz nicht rein. Abgesehen davon würde ein Systemblitz selbst mit Weitwinkelstreuscheibe auf die kurze Entfernung richtig fiese Schatten produzieren – denn der Systemblitz ist ja nahezu eine Punktquelle, der Reflektor der Höhensonne sollte aber eigentlich eine entsprechend flächige Ausleuchtung liefern. Und nein, dieses Fossil aus den 30ern habe ich nicht angeworfen. Man muss es ja nicht provozieren. Also wie geht’s? Klar: Hinter Nga steht ein Studioblitz mit einem Snoot, der über ihre linke Schulter in den Reflektor blitzt. Das ist alles. Auf dem Snoot war kein Wabenaufsatz, weil das bisschen Licht, das „daneben“ ging, für Struktur an der Höhensonne sorgte, sonst wäre das ein undefinierbarer Klotz geworden.
Nicht mehr funktionierende Beleuchtung ist auch beim nächsten Bild das Thema:

Da wurde Moni in der Telefonzelle bei der Pause erwischt – in der Telefonzelle der Gasmaschinenzentrale in Unterwellenborn (Danke nochmal Andy für die Orga damals!) . Auch hier haben wir einen Funkblitz verwendet. Und nicht mit einer roten Folie. Der Blitz ist auf die Wand/Decke gerichtet – und siehe da, es werde oranges Licht….. Natürlich gab’s in der Telefonzelle auch normales Licht – aber das ist halt nicht mehr in Betrieb. Außerdem hat man natürlich mit Blitz den Vorteil der kurzen Belichtungszeit. Und wenn man nicht weiß, dass wir hier getrickst haben……
Apropos tricksen:

Auch das hier ist in der Gasmaschinenzentrale entstanden. Wie oft haben wir das machen müssen, bis ich beide Blitze von den anderen Kameras mit drauf hatte? Oder war das ein Zufall?
Nada. Ich habe Funkauslöser druntergesteckt und diese Funkauslöser auf die Blitzschuhe der Kameras geschoben, so dass ich mit meiner Kamera nicht nur den Blitz auslöse, der Moni von vorne beleuchtet, sondern auch die beiden Kollegenblitze. Die blitzen mir sozusagen nicht unmotiviert ins Bild, was suboptimal auskuckt, sondern sind korrekt so eingestellt, dass sie mir ein sauberes Gegenlicht liefern.
Und da bedanke ich mich noch mal bei allen, die damals bei der Gaudi mitgemacht haben!
Und um zum Thema zurückzukommen: Wie man sich am oly-e.de-Adventskalender zugunsten des Klabautermann eV beteiligen kann, steht hier.
Ist ja ulkig, ich plage mich derzeit mit einem Motiv rum, wo sowohl entfesseltes Blitzen wie das aktuelle Monatsthema in’s Spiel kommen. Bei letzterem nicht unbedingt der goldene Schnitt, sondern die Proportionen bzw das Format (4:3 oder 1:1), andere Möglichkeiten zur Bildgestaltung habe ich nicht.