Datum: 07.08.2009 Uhrzeit: 13:18:07 Subhash Hans Wein wrote: > Willst du damit aussagen, es hat in dem von dir angesprochenen Fall > eine Eigentumsübertragung von der ö¶ffentlichen Hand auf eine > private, natürliche oder juristische Person stattgefunden? Nein, ich hatte das viel übergreifender gemeint. Schon das ursprüngliche Eigentum ist in meinen Augen Diebstahl an denen, die es erzeugt haben. Sowohl materiell als auch künstlerisch. Kein Mensch kann sich so ein Schloss bauen (und seinen täglichen Unterhalt erarbeiten). Warum kann es dann ein Mensch besitzen? Es ist offensichtlich, dass das nur durch Ausbeutung ander mö¶glich ist. Ebenso baut jede künstlerische Leistung auf der Vorleistung aller vor ihm auf; sie ist also (auch) kulturelle Gemeinschaftsleistung. Aber dein Einwand, dass nun schließlich auch (wahrscheinlich) privat für die Erhaltung bezahlt wird, ist schon bedenkenswert. Ich meine, dass auch die Erhaltung eine ö¶ffentliche Aufgabe wäre. Und natürlich ist es richtig, dass ein Fotograf, der ein Bild dieser Gemeinschaftsleistung Schloss Riegersburg“ macht und es verkauft sich ebenfalls einen privaten Nutzen verschafft. Allerdings hindert er nicht andere daran ebenfalls ein Foto zu machen und es zu verkaufen während Privatbesitz am Gebäude sehr wohl die Benutzung durch andere ausschließt (selbst wenn es nicht durch den Eigentümer genutzt wird). Und natürlich ist auch der Fotograf auf die Leistung der ganzen menschlichen Gesellschaft angewiesen: Er kö¶nnte nicht die Kamera selbst bauen (jedenfalls ich nicht meine E-3!) er wüsste nicht wie sie zu bedienen wäre wäre ihm das grundsätzliche Wissen (beispielsweise Sprache Lesen) nicht *geschenkt* worden und schon gar nicht hätte er einen Sinn für Bildgestaltung gäbe es nicht eine Kultur des Sehens die ihm zugänglich ist. So sehe ich das Problem allgemein darin dass der Großteil des nö¶tigen Wissen verschenkt wird aber plö¶tzlich jemand auf die Idee kommt sich Ergebnisse privat anzueignen. Das gilt aber nicht nur für den Schlossbesitzer (eine Fam. Pilati) sondern auch für mich als Grafiker der seine Bilder manchmal verkaufen kann. Und besonders auffällig wird’s dann wenn Pharmafirmen Indigene im Regenwald nach Heilpflanzen ausfragen und sich Patente drauf geben lassen die jedem anderen die Nutzung verbieten. Da wird der Raub an der Gemeinschaft offensichtlich. Subhash Baden bei Wien http://www.subhash.at/foto/“ —————————————————————————————————————————————— Datum: 08.08.2009 Uhrzeit: 8:33:18 Hans Wein Subhash wrote: >> Willst du damit aussagen, es hat in dem von dir angesprochenen Fall >> eine Eigentumsübertragung von der ö¶ffentlichen Hand auf eine >> private, natürliche oder juristische Person stattgefunden? > > Nein, ich hatte das viel übergreifender gemeint. Nun, sowie ich das inzwischen mitbekommen habe, lief das hier womö¶glich doch so wie ich vermute, denn den jetzigen Besitzern scheint das Anwesen erst nach dem 2. Weltkrieg zugegangen“ zu sein. In DE hatten wir kürzlich den umgekhrten Fall hier hat das Land Baden-Württenberg dem Haus Baden das Schloss Salem für ein paar -zig Milllionen abgekauft. > Schon das > ursprüngliche Eigentum ist in meinen Augen Diebstahl an denen die > es erzeugt haben. Sowohl materiell als auch künstlerisch. Kein > Mensch kann sich so ein Schloss bauen (und seinen täglichen > Unterhalt erarbeiten). Warum kann es dann ein Mensch besitzen? Es > ist offensichtlich dass das nur durch Ausbeutung ander mö¶glich > ist. Man „Feudalismus“. Wobei Feudalherren heut zu Tage meist nicht mehr von Adel sondern von Konzernvorstand oder -aufsichtsrat sind. > Aber dein Einwand dass nun schließlich auch (wahrscheinlich) > privat für die Erhaltung bezahlt wird ist schon bedenkenswert. Ich > meine dass auch die Erhaltung eine ö¶ffentliche Aufgabe wäre. Objekte die unbestritten zum Kulturerbe der Menschheit gehö¶ren sollten nicht in private Hände gelangen kö¶nnen da stimme ich zu. Es gibt aber darüber hinaus jede Menge an Bauwerken und Gegenständen aus Kunst und Technik bei denen allein schon die schiere Menge die Erhaltung aus Mitteln der Allgemeinheit unmö¶glich macht. Wenn Private hier einige Lücken schließen kann ich darin keinen unmittelbaren Nachteil für die Gesellschaft entdecken – die Alternative wäre ja der Verfall… > Und natürlich ist es richtig dass ein Fotograf der ein Bild > dieser Gemeinschaftsleistung „Schloss Riegersburg“ macht und es > verkauft sich ebenfalls einen privaten Nutzen verschafft. Wenn er von der Leistung der Allgemeinheit profitiert so ist das IMHO prinzipiell in Ordnung – schließlich wird er (hoffentlich) vom erzielten Gewinn Steuern zahlen und damit finanziert er indirekt wieder die Erhaltung. Für mich ist aber nicht nicht eindeutig klar ob Riegersburg in diese Kategorie gehö¶rt. Hans“ ——————————————————————————————————————————————