Langzeitsynchronisation: Portraits in der Nacht

Datum: 24.11.2007 Uhrzeit: 7:22:12 Uli Gollwitzer Hallo Zusammen, wer hat Lust, meine erste Frage im oly-Forum zu beantworten? Habe schon etwas im Forum nach einem derartigen Thema gesucht und hoffentlich nix übersehen. Heute haben mich Freunde angesprochen, ob ich nicht nächstes Wochenende ein paar Portraits von ihnen nachts vor dem einem oder anderen verrückt geschmückten amerikanischen Haus machen würde. Ich glaube, das wird Spaß machen, da es der Amerikaner anscheinend Beleuchtungstechnisch recht krachen lässt (ist mein ersten Weihnachten in Amerika). Was für Tipps oder Idee kö¶nntet Ihr mir mit auf den Weg geben? Meine Freunde wären bestimmt auch dankbar, damit sie nächste Wochenende nicht so lange frieren müssen, bis ich den Dreh raushab 😉 Ausstattung: E-500, FL-36, Standard + Telezoom, Manfrotto-Stativ Hab schon mal geschaut, was die Automatik im entsprechenden Langzeitsynchro-Modus (Nacht + Person) macht, und mich erst mal gewundert, warum sie auf den ersten Verschlussvorhang blitzt (hätte intuitiv eher gedacht auf den zweiten …). Viele Grüße aus Michigan, Uli — posted via https://oly-e.de —————————————————————————————————————————————— Datum: 24.11.2007 Uhrzeit: 19:27:43 Hermann Schmitt Hi Uli, Du hast Recht. Die richtige Funktion ist: Blitz auf den zweiten Vorhang. Kann man bestimmt manuell so einrichten. Gruss, Hermann(2) — posted via https://oly-e.de —————————————————————————————————————————————— Datum: 24.11.2007 Uhrzeit: 19:32:43 Hermann Schmitt Noch was: Man sollte dabei u.U. das Messfeld der Belichtung versuchsweise auf verschiedene Positionen im Hintergrund legen: mal auf dunkle Hauspartien, um eine Durchzeichnung der Schatten zu erhalten oder mal auf die beleuchteten Hauspartien, um keine Ueberstrahlungen zu erhalten und dann entscheiden, was besser raus kommt. Deine Freunde verstehen das bestimmt, wenn Du ein paar Mal fotografierst. Gruss, Hermann(2) — posted via https://oly-e.de —————————————————————————————————————————————— Datum: 25.11.2007 Uhrzeit: 12:57:55 Reinhard Wagner Uli Gollwitzer schrieb: > Hab schon mal geschaut, was die Automatik im entsprechenden > Langzeitsynchro-Modus (Nacht + Person) macht, und mich erst mal > gewundert, warum sie auf den ersten Verschlussvorhang blitzt > (hätte intuitiv eher gedacht auf den zweiten …). Der zweite Verschlussvorhang ist in dem Fall der Falsche. Warum? Du lö¶st aus, der erste Blitz geht los (Meßblitz) der geblitzte denkt, das war’s, bewegt sich, dann kommt der zweite Blitz. Du hast keinerlei Kontrolle mehr darüber, wie der zu protraitierende kuckt. Deshalb: Erster Vorhang, Slow. Die Hintergrundhelligkeit steuerst Du über eine Belichtungskorrektur. (Da kö¶nnen durchaus -2 angebracht sein…) Die Helligkeit des Portraits über eine Blitzbelichtungskorrektur. Wichtig! Du musst den Leuten sagen, daß sie auch nach Auslö¶sen des Blitzes stillhalten. Sonst hast Du trotzdem Verwaschungen in den Gesichtern. (Je nachdem, wie lange Du für den Hintergrund belichten musst. Ich empfehle, notfalls die ISO hochzudrehen, daß Du bei der Gesamtbelichungszeit unter 1/8 kommst, dann passiert eigentlich kaum was.) Grüße Reinhard Wagner — posted via https://oly-e.de —————————————————————————————————————————————— Datum: 25.11.2007 Uhrzeit: 19:05:00 Hermann Schmitt Reinhard, wenn man schon den Leuten sagt, sie sollen diese paar Zehntelsekunden stillhalten, dann doch lieber auf den zweiten Vorhang. Zuerst misst die Kamera das Umgebungslicht, die generelle Helligkeit (natuerlich nicht mit Spotmessung!), und dann macht der Blitz die Sache klar fuer die Portraits – fill in. Uebrigens, das Bild wird stimmungsvoller, wenn man nicht in der kompletten Nacht fotografiert, sonder bei einsetzender Daemmerung, damit ggfls. der Himmel noch nicht seine Schwaerze hat und ein bisschen Struktur zeigt. Sonst steht das Haus so in einem kohlrabenschwarzen Rahmen. Gruss, Hermann(2) — posted via https://oly-e.de —————————————————————————————————————————————— Datum: 26.11.2007 Uhrzeit: 9:04:35 Reinhard Wagner Hermann Schmitt schrieb: > Reinhard, > > wenn man schon den Leuten sagt, sie sollen diese paar > Zehntelsekunden stillhalten, dann doch lieber auf den zweiten > Vorhang. Zuerst misst die Kamera das Umgebungslicht, die > generelle Helligkeit (natuerlich nicht mit Spotmessung!), und > dann macht der Blitz die Sache klar fuer die Portraits – fill > in. Nu einfach die Frage: was genau ist dann der Vorteil des 2. Vorhanges? Bei bewegten, beleuchteten Motiven ist das klar, der Unschärfeeindruck wird natürlicher, aber bei statischen Motiven wie in diesem Fall sehe ich den Vorteil nicht. Auch in diesem Fall wird zuerst die Helligkeit gemessen, dann friert der Blitz ein. Nur daß halt die eigentliche Belichtungszeit erst nach dem Blitz kommt. Und der Portraitierte eben nur einen Blitz wahrnimmt (und man dem armen Opfer nicht erklären muss, warum es zwei Blitze gibt und nur ein Bild…) > > Uebrigens, das Bild wird stimmungsvoller, wenn man nicht in der > kompletten Nacht fotografiert, sonder bei einsetzender > Daemmerung, damit ggfls. der Himmel noch nicht seine Schwaerze > hat und ein bisschen Struktur zeigt. Sonst steht das Haus so in > einem kohlrabenschwarzen Rahmen. Da stimme ich Dir natürlich vö¶llig zu…… Grüße Reinhard Der früher auch Slow2-Fan war, den aber mittlerweile nur noch dann einsetzt, wenn es genau diesen Effekt braucht…. Mit Slow1 kann man nämlich auch andere fette Effekte machen: sofort nach dem Blitz die Kamera verwackeln oder verwischen. Effekt: der Hintergrund wird extrem unscharf, das Portrait im Vordergrund hebt sich auch durch die Schärfe sehr stark ‚raus. (Natürlich muß man dazu Vorder- und Hintergrundhelligkeit zusammen mit dem Verwackeln und der Hintergrundbeleuchtung genau austimen, daß man nicht plö¶tzlich Streifen von Straßenlaternen im Gesicht des Opfers hat. Aber wenn man’s gut abstimmt, kriegt man nette Bilder hin….) — posted via https://oly-e.de —————————————————————————————————————————————— Datum: 26.11.2007 Uhrzeit: 9:56:17 Burkhard K. Hallo Uli, das sehe ich wie Reinhard und verwende ich auch genauso. Slow1 bei statischen Motiven (die Häuser bewegen sich ja nicht) und immer dann wenn ich die Personen dich dazu mit abgelichtet werden sollen genau im Auslö¶semoment einfrieren will, und nicht wenn sie sich bereits weg gedreht haben. Zum Beispiel auf für Party Pics. Slow2 bei bewegenden Motiven wie Autos, Karusell etc. damit die Lichterspuren hinterhergezogen werden und nicht dem Motiv voraus eilen, was dann doch recht merkwürdig aussieht. Die Idee mit dem nicht ganz dunklen, damit der Himmel noch was blau ist, von Hermann kann ich nur befürworten. Das Problem dabei ist nur, die Phase der Dämmerung ist relativ kurz, man kommt dann automatisch bei so einer Aktion doch irgendwann in die totale Dunkelheit. Passiert mir jedenfalls immer wieder, wenn ich mir mal vornehme z.B. auf einem Rummel Abends zu fotografieren. Man muss da früh genug anfangen. Bei den Aufnahmen ist dann u.U. auch noch drauf zu achten, dass man eine Blende für ausreichende Tiefenschärfe wählt, falls man nicht nur die Personen scharf abbilden mö¶chte. Fotografiert man im M Modus kann man mit der Belichtungszeit steuern wieviel Umgebungslicht man mit im Bild haben mö¶chte, also längere Belichtungszeit berücksichtigt dann viel Umgebungslicht, kurze Belichtungszeit wenige Umgebungslicht. Letzteres würde dann bedeuten, dass der Hintergrund im Dunklen absäuft und vielleicht gerade noch mal die Lichter zu erkennen sich, aber nichts mehr von den Häusern. Wenn du deine Freunde nicht zum üben frieren lassen mö¶chtest, dann mache doch einfach bei dir zu hause mal im Haus/Wohnung Licht an und lasss die Rolläden hoch. Suche dir dann vorm Haus ein Motiv z.B. ein Busch, ein Auto oder sonstwas und spiele mal mit der Belichtung rum. Kannst auch einfach Abends in die Stadt gehen, da ist ja i.d.R. überall Licht an. Dann bekommst du zumindest ein Gefühl dafür wie die Belichtungsänderungen wirken und es dauert beim eigentlichen Termin“ nicht so lange bis du richtige Einstellung gefunden hast. Gruss Burkhard meine Fotos: http://fotos.kl1online.de“ —————————————————————————————————————————————— Datum: 27.11.2007 Uhrzeit: 6:57:34 Uli Gollwitzer Hallo Leute, weiter so! Das entwickelt zu einem richtig interessanten thread! Danke Euch! War heute in Rochester. Als Inspiration und kleines Dankeschö¶n hier ein link zu der gerade aktuellen Light Show. http://www.downtownrochestermi.com/brightlight.html Waren übrigens einige Fotografen aktiv – fast schon schwierig einen ‚Stellplatz‘ fürs eigene Stativ zu finden 😉 Viele Grüße, Uli Burkhard K. schrieb: > Hallo Uli, > das sehe ich wie Reinhard und verwende ich auch genauso. > > Slow1 bei statischen Motiven (die Häuser bewegen sich ja nicht) und > immer dann wenn > ich die Personen dich dazu mit abgelichtet werden sollen genau im > Auslö¶semoment einfrieren will, und nicht > wenn sie sich bereits weg gedreht haben. Zum Beispiel auf für Party > Pics. > > Slow2 bei bewegenden Motiven wie Autos, Karusell etc. damit die > Lichterspuren hinterhergezogen werden und nicht dem Motiv voraus > eilen, was dann doch recht merkwürdig aussieht. > > Die Idee mit dem nicht ganz dunklen, damit der Himmel noch was blau > ist, von Hermann kann ich nur befürworten. > Das Problem dabei ist nur, die Phase der Dämmerung ist relativ > kurz, man kommt dann automatisch bei so einer Aktion > doch irgendwann in die totale Dunkelheit. Passiert mir jedenfalls > immer wieder, wenn ich mir mal vornehme z.B. auf einem Rummel > Abends zu fotografieren. Man muss da früh genug anfangen. > > Bei den Aufnahmen ist dann u.U. auch noch drauf zu achten, dass man > eine Blende für ausreichende Tiefenschärfe wählt, falls man nicht > nur die Personen scharf abbilden mö¶chte. Fotografiert man im M > Modus kann man mit der Belichtungszeit steuern wieviel > Umgebungslicht man mit im Bild haben mö¶chte, also längere > Belichtungszeit berücksichtigt dann viel Umgebungslicht, kurze > Belichtungszeit wenige Umgebungslicht. Letzteres würde dann > bedeuten, dass der Hintergrund im Dunklen absäuft und vielleicht > gerade noch mal die Lichter zu erkennen sich, aber nichts mehr von > den Häusern. > > Wenn du deine Freunde nicht zum üben frieren lassen mö¶chtest, dann > mache doch einfach bei dir zu hause mal im Haus/Wohnung Licht an > und lasss die Rolläden hoch. Suche dir dann vorm Haus ein Motiv > z.B. ein Busch, ein Auto oder sonstwas und spiele mal mit der > Belichtung rum. Kannst auch einfach Abends in die Stadt gehen, da > ist ja i.d.R. überall Licht an. Dann bekommst du zumindest ein > Gefühl dafür wie die Belichtungsänderungen wirken und es dauert > beim eigentlichen Termin“ nicht so lange bis du richtige > Einstellung gefunden hast. > Gruss > Burkhard > meine Fotos: http://fotos.kl1online.de ——————————————————————————————————————————————