Datum: 20.06.2004 Uhrzeit: 19:03:53 Martin Hallo, ich mö¶chte mal kurz was aus meiner Sicht hinzuschreiben: Sicherlich sind die Bilder technisch (soweit man das am Monitor beurteilen kann) sehr gut gelungen, mir drängt sich aber der Eindruck aus, dass sehr viele Portraits, die nicht von Kindern sind unbemerkt“ aus der Ferne geschossen wurden. —————————————————————————————————————————————— Datum: 20.06.2004 Uhrzeit: 20:04:31 joerg Hallo Martin ich finde deine Gedanken sehr spannend und weiß gar nicht so genau, was ich dazu sagen soll. Da ich´s aber mö¶chte … Ich war ja auch mal (vor 25 Jahren) als Rucksack-Gringo in Peru und schon damals gab es viele Menschen, die sich gegen Geld fotografieren ließen. Ich habe es damals so gehalten, dass ich ihnen Geld gegeben habe (für unsere Verhältnisse war das wirklich nicht viel – für sie war es der einzige Lebensunterhalt!). Allerdings bin ich auch häufiger mit meiner CANON AE-1 (sorry, geht hoffentlich als Jugendsünde durch *ggg*) und einem guten Telezoom auf Fotopirsch gegangen und habe dabei die schö¶nsten Fotos gemacht (keine gestellten). Ich fand es damals OK und finde auch heute noch, dass man das (moralisch) machen darf, da sie es nicht bemerkt haben und es sie von daher auch nicht stö¶rt. BTW, wenn ich gerade an diese Geschichten denke fällt mir wieder ein, wie (Gewissens) -belastend der Trip oft war. Ich als reicher“ Deutscher“ in diesem —————————————————————————————————————————————— Datum: 20.06.2004 Uhrzeit: 20:14:14 Guenter H. Hallo Matin, es ist richtig, dass in Cusco, Arequipa, im Colca-Tal oder sonstwo viele Mütter mit ihren Kindern für Fotografen posieren, um damit Geld in die Tasche zu bekommen. Es ist auch so, dass viele eigentlich schulpflichtige Kinder deshalb nicht zur Schule gehen dürfen, weil ihre Eltern sie zwingen, zusammen mit Tieren auf Betteltour zu gehen, damit zwar zum Lebensunterhalt der Familie momentan ihr Scherflein beitragen, aber gerade durch diese Bettelei um ihre Zukunftschancen betrogen werden. Genau dies ist der von den intelligenteren Peruanern als absolut falsch angesehen Weg in die Zukunft dieser Menschen, betteln statt Schule oder Ausbildung hilft diesen Kindern, wenn sie einmal Erwachsene sind, nicht. Das schnelle Abfotografieren nach dem Motto Lächele mal Du bekommst auch Geld dafür“ zeigt —————————————————————————————————————————————— Datum: 20.06.2004 Uhrzeit: 20:31:31 Guenter H. Hallo Jö¶rg, die Situation -speziell auf dem Lande und in den Aussenbezirken von Lima- ist heute ganz sicher noch so wie vor vielen Jahren, vielleicht auch noch schlimmer. Man hat eigentlich ständig ein schlechtes Gewissen, weiss nicht, was man geben oder tun soll, um zu helfen. Andererseits fällt es uns wahnsinnig schwer, wirklich zu erkennen, wer hilfsbedürftig ist und wer sich im Gegensatz dazu, nur als hilfsbedürftig ausgibt. Auch in Lima und andernorts gibt es verdreckte, mitleidheischende Bettler, die abends ihr Säckchen packen und in ihre Luxuswohnung gehen. Dem ist tatsächlich so. Wir konnten ja gottseidank durch unsere Freunde in Lima, bei denen wir noch eine Woche wohnten, die Gelegenheit nutzen, in und um Lima auch einmal etwas hinter die Kulissen zu schauen. Dies gelingt selbst bei bestem Willen nicht, wenn man nur als geführter Rundreisetouri durchs Land gezogen wird. In Lima war es so schlimm (wir sahen Menschen direkt auf den Müllbergen sitzen, diese durchwühlend und direkt aus den Abfalltüten jeden noch so verdorbenen Rest essend). Ich wollte am nächsten Morgen losziehen und 1000 belegte Brö¶tchen kaufen, um diese zu verteilen. Wirklich und allen Ernstes! Unsere Freunde hielten uns davon ab mit Argumenten, die absolut schlüssig waren (1000 belegte Brö¶tchen sind leider nur ein sofort zerstäubender Tropfen auf einen heissen Stein, führen dazu, dass andere, die trotzdem noch nebendran stehen, nichts bekommen. Es gibt da gerade aus Lima leider ausreichend Beispiele, wie Menschen, die unmittelbar vor Ort Gutes tun wollten, dann trotz begleitender Polizei ausgeplündert wurden). Wir haben uns dann für weniger spektakuläre Dinge entschieden: persö¶nliche Geldspenede an die Caritas, die ja jeden Mittag etwa 2 Millionen (!!!) Arme bekocht und ihnen das Essen zur Verfügung stellt. Als wir einmal in Cusco ein -wie sich später herausstellte- 13-jähriges Mädchen nachts um 2 Uhr noch auf der Plaza sahen, um Kaugummi zu verkaufen (sie musste nach der Schule für die Familie auf diese Art und Weise arbeiten), nahmen wir sie mit zu einer Pizza, gingen am nächsten Tag mit ihr ins Kino. Alles Dinge, die sie noch nie erlebt hatte. Macht mehr als ein Zwanzig-Sol-Schein, den sie zuhause abliefern muss (den hat sie zusätzlich noch bekommen). Es ist in diesem Land leider so, dass man sich tagein und tagaus Gedanken machen muss, wie man seinen persö¶nlichen Wohlstand ein ganz klein Wenig mit diesen Menschen teilen kann, um ihnen etwas zu helfen. Dazu gehö¶rt dann auch, dass man sich nicht von einem der zahllosen Schuhputzer für die verlangten 15 Sol (das sind immerhin etwa EUR 3,80 Touristenpreis) die Schuhe wienern lässt. Sondern vielmehr für den Tarif , den auch die Einheimischen bezahlen ( 1 Sol) lieber zwanzigmal am Tag von jeweils anderen Jungs die eigentlich sauberen Schuhe polieren lässt. Dann hat nicht einer den grosen“ Reibach —————————————————————————————————————————————— Datum: 20.06.2004 Uhrzeit: 21:45:15 joerg Hi Guenter, schade, dass ich dich nicht auf dem Pott-UT kennenlernen konnte. Neben deiner offensichtlichen Sachkompetenz scheinst du auch noch ein netter und sympathischer Mensch zu sein 😉 Deine beiden Stellungnahmen beeindrucken mich! Vielleicht klappt´s ja ein andermal (Photokina, UT in d´r Schweiz oder so … Ich fänd´s interessant. Gruß Jö¶rg — http://www.raphael-schule.de http://www.jorgos.info/index1.htm —————————————————————————————————————————————— Datum: 20.06.2004 Uhrzeit: 21:47:12 Martin Hallo Guenter, ich erlaube mir mal Deinen Text zu zerpflücken… > Ich habe gerade die Erwachsenen in fast allen Fällen unbemerkt > fotografiert (daher auch immer mit der langen Tüte, meist bei > 200mm = 400mm kleinbildadäquate Brennweite)… Ich finde, das sieht man den Bildern an, das wollte ich eigentlich mit meiner Kritik“ sagen. —————————————————————————————————————————————— Datum: 20.06.2004 Uhrzeit: 22:33:17 Guenter H. Hallo Martin, über die Ansichten in dem von Dir aufgezeigten Artikel kann man durchaus geteilter Meinung sein. Letztendlich gibt diese Darstellung auch nur die Meinung eines EINZIGEN Menschen wieder, die des Autors. Die Gemeingueltigkeit wage ich ihm abzusprechen. Es ist halt ein Unterschied -und den erwähnt er nicht mal ansatzweise- ob ich Zeit habe, mit meinem Modell ins Gespräch zu kommen, es auf mich und mein Anliegen einzustimmen, Licht zu nutzen oder gar zu setzen, eine angenehme Athmosphäre schaffen kann und dann in entspr. Umfeld zu guten Portraits komme (die ich zuhause üblichwerweise auch nicht mit einem 50-200 mache, sondern mit etwa 80mm kleinbildadäquater Brennweite). Oder, ob ich weite Teile einer Reise als geführter Tourist verbringe, dessen Zeit bis auf die letzte Minute von der Reiseleitung verplant ist, der nur in Ausnahmefällen die Gelegenheit hat, sich Zeit zum Fotografieren nehmen zu kö¶nnen. Selbst beim Rucksackreisenden ist die Situation eine andere, wenn aber der Bus schon wartet, darin 10 andere Teilnehmer sitzen, die am Fotografieren kein Interesse haben, dann getraust Du Dich nicht, um Aufschub zu bitten, dann verwendest du in solchen Situationen kaum einen Gedanken an eine im Sinne dieses Artikels gestaltende Portraitfotografie. Bezogen auf meine Situation halte ich den Artikel für nicht treffend, um nicht zu sagen für unsinnig. ich war schon froh, die dargestellten Situationen so nutzen zu kö¶nnen, dass ein kurzes Gespräch, ein paar Worte, ein kleiner Dank in der beschriebenen Form mö¶glich war. Froh, dass wir in Städten wie Cusco die Gelegenheit hatten, uns mal etwas unters Volk zu mischen und wenigstens dort einen Hauch dessen verwirklichen zu kö¶nnen, was auch ich mir unter Fotografiererei vorstelle. Genau aus diesem Grund weise ich den Artikel zumindest in Bezug auf die bei uns vorhandenen Gegebenheiten zurück, da der Autor hier mit zuvielen Gemeinplätzen arbeitet, individuelle Notwendigkeiten nicht berücksichtigt. Die rein reportagemässige Fotografie lässt nunmal in vielen Fällen keine Zeit für tiefgehende Gestaltung, ist vielmehr oft eine schnelle Form der Bilderstellung, deren Ergebnisse dies durchaus auch zeigen (und zeigen dürfen). Viele Gruesse Guenter — posted via https://oly-e.de —————————————————————————————————————————————— Datum: 20.06.2004 Uhrzeit: 22:34:14 Guenter H. Hallo Jö¶rg, ich würde mich auch darüber freuen. Irgendwann klappt es sicher! Viele Gruesse Guenter — posted via https://oly-e.de ——————————————————————————————————————————————
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