Erste Versuche Straßenfotografie

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    • #1530

      Zeige euch hier eine Aufnahme von meinen ersten Veruchen in der Straßenfotografie (auch Streetfotografie genannt;-))
      Wie könnte man das Bild beschneiden oder so lassen? Irgendwie ist mir die Person zu sehr in der Mitte. Schneide ich links weg, läuft sie mir aus dem Bild.
      Zeuge noch eine zweite Version, wo ich auf 3:2 beschnitten habe.
      Aufgenommen mit dem kleine 17er f1,8 und der E-M10.1.
      Danke schon mal für eure Hilfe!

      HG Jürgen

    • #10315

      So in etwa hätte ich es fotografiert.
      Gruß aus HH
      Achim

    • #10316

      Danke Achim für deinen Vorschlag!
      Die s/w Fariante hatte ich für mich auch schon getestet. Bei meinen Überlegungen wollte ich immer das Fass am rechten Bildrand als Abschluss behalten. Bei deiner Version kommt die gebeugt gehende Person stärker in den Vordergrund.

      HG Jürgen

      • #10317

        Hier noch die 2. Version in 3.2
        HG Jürgen

    • #10318
      rwadmin
      Cheffe

        Die Frage ist immer: was ist die Story, die Du zeigen willst. Ein Mann geht an einer leeren Kneipe vorbei. Er ist gebückt und sieht aus, als würde er stolpern. Welche Elemente sind für eine Geschichte wichtig? Was sagt das Fass aus? Ist der 1. Stock der Kneipe für irgendwas wichtig? Hat er einen langen Weg vor sich (links Platz) oder ist er am Ende des Weges angekommen? (Links vor seiner Nase abschneiden) Ich sehe das Problem, dass er ganz klar mit der Kneipe nichts zu tun hat. Er sieht nicht hin, kommt nicht raus und geht nicht rein. Beziehungslos. Und da helfen meiner Meinung nach auch keine Beschnitte. Die Beziehung kriegst Du nicht her.

        • #10322

          Mich erinnert das Bild an eine Geschichte, die mein Opa aus Ahrweiler gerne zum Besten gab: Ein Mann, der gerne mal einen trank, aber wenig Geld hatte und dringend neue Schuhe brauchte, ging an einer Kneipe vorbei und trug einen inneren Konflikt aus. Er fragte sich: Schnaps trinken oder Schuhe kaufen und er entschied sich für Schuhe und ging tapfer an der Kneipe vorbei. Als er an der Kneipe vorbei war hat er sich selber für seine Standhaftigkeit belohnt und ist zurück in die Kneipe um sich Schnaps zu genehmigen. Auf Ahrweiler Platt erzählt und einem entfernten Verwandten angedichtet, war die Story regelmäßig ein Knaller auf diversen Familienfeiern. An die Geschichte muss ich denken, wenn ich das Bild von Jürgen sehe. In sofern wäre das Motiv für mich durchaus fotografierenswert weil ich ne Story dazu in meinem Kopf hätte.
          Gruß aus HH
          Achim

          • #10324

            Was sagte einer der meist abgefeierten Streetfotografen aller Zeiten, der sich sich selbst aber nicht als Streetfotografen bezeichnete?

            “Photos have no narrative content. They only describe light on surface.” – Garry Winogrand

            ;))

            Er sagte aber auch “For me the true business of photography is to capture a bit of reality (whatever that is) on film… if, later, the reality means something to someone else, so much the better.”

            • #10326

              Die Aussage des ersten Zitats teile ich nicht. Allerdings auch nicht die Art und Weise wie Mr. Winogrand zu seinen Bildern kommt.
              Beim zweiten allerdings hat er meine volle Zustimmung ;-)
              Gruß aus HH
              Achim

              • #10329

                Keine Ahnung wie er zu seinen Bilder kommt. Kam wäre schon eher richtig ;)
                Was ich kenne ist eine Doku über ihn , die ich schon öfters verlinkt habe. Winogrand wirkt darin auf mich sehr kommunikativ, aber auch obsessiv. Wie ein „verklemmter Spanner“ wirkte Winogrand auf mich aber eher nicht.
                Spielt aber keine Rolle, da seine Hinterlassenschaften von Museen verwaltet werden und daher offiziell als Kunst gelten. Aber jetzt sind wir off-topic…

                Zum Bild: Ich finde einfach interessant, welche Haltung die Person beim Laufen einnimmt. Wirkte ein wenig kurios auf mich im ersten Moment und habe daher ein paar Augenblicke länger drin verweilt, im Gegensatz zu vielen Bildern, die ich vielleicht nur für Sekundenbruchteile unterbewusst wahrnehme ohne mich auch nur ein wenig näher mit zu beschäftigen. Ein Hingucker war das Bild für mich auf jeden Fall…

                • #10331
                  rwadmin
                  Cheffe

                    Winogrand hat jahrelang aus dem Auto raus wahllos mit Winder geknipst. Meistens nicht mal mehr scharf gestellt. In seinem Nachlass befinden sich über 300.000 Fotos, größtenteils so schlecht, dass sein Nachlassverwalter die Krise bekam und an einen sehr, sehr schlechten Scherz des Fotografen glaubt.

                    • #10335

                      Das war in der Phase vor seinem Tod, vielleicht wusste er schon dass er Krebs hat und bald sterben wird. Was auch immer er sich dabei gedacht hat. Vielleicht ist dieses Zitat von ihm eine Lösung zur Entschlüsselung dieses Rätsels?
                      “I don’t have anything to say in any picture. My only interest in photography is to see what something looks like as a photograph. I have no preconceptions.” Seiner Meinung nach Wissen wir zu viel über Bilder und haben eine vorgefasste Meinung wie diese Aussehen sollten, was dazu führt, das unendlich oft die gleichen Fotos gemacht werden…

                      À propos schlechter Scherz: Kommt bei Künstler wohl ab und zu vor, so ein Scherz à la Banksy z.B. Manche schaffen es schon zu Lebzeiten zu einem Mythos zu werden, u.a. auch durch solche „Aktionen“. Andere werden es erst nach ihrem Tod. Der Nachlass von Vivian Maier scheint von „Kunstverwaltern“ übrigens nicht wirklich als Kunst anerkannt zu werden, habe ich neulich in einer Doku über sie mitbekommen.

                      • #10337
                        rwadmin
                        Cheffe

                          Kunst ist etwas dann, wenn jemand, der nicht der Künstler ist, damit Geld machen kann.
                          Und bezüglich Streetphotography: Man kann Street als Materialschlacht begreifen oder als einzelne Momentaufnahme. In beiden Fällen können gute Bilder bei rauskommen. Beim einen einfach aufgrund der schieren Masse (Bei 1000 Bildern Street ist schon rein zufällig eines dabei, das wer berührend empfindet.)- beim anderen halt weil er geplant und gewartet hat.

                          Ich habe Dich auf der Straße beobachtet. Du bist von der zweiten Sorte.

                          Winogrand hat etwa 1 Million Bilder hinterlassen. Das ist zu analogen Zeiten ne Menge. Winogrand kam aus Journalismus und Werbefotografie. Dort kann man nicht wahllos draufhalten, sondern muss genau arbeiten. Aber als er festgestellt hat, dass er mit seinen Schnappschüssen mehr Geld gemacht hat, als mit echter Arbeit, hat er – sie wünschen, wir spielen – eben nur noch draufgehalten.

                          Ich habe mir einen Text von jemand durchgelesen, der auf einem Workshop von ihm war.
                          http://www.photogs.com/bwworld/winogrand.html
                          Wenn ich mir die dortigen Fotos durchsehe – und Winogrand die für gut befunden hat – dann fehlt mir wahrscheinlich das Gespür für Kunst. Das ist das Niveau einer Überwachungskamera oder von Google Street View.

                        • #10338

                          Danke für den Link. Irgendwann bin auch schonmal auf diesen Artikel gestoßen, ihn aber vergessen bzw. nicht gemerkt.

                          „I wanted to know what technique Winogrand used to get his best shots, and all he’d talk about was a strange, esoteric theory!“ Köstlich…

              • #10341

                @Achim
                … eine schelmische Geschichte :-)

                Jürgens Bild könnte diese Geschichte aber nur jenen erzählen, die deine komplette Geschichte kennen.

                Auch versprüht das „Cafe Bistro“ nicht den Flair, darin sein Schuhgeld zu versaufen ;-)

                @Jürgen
                Was hat der Mann eigentlich gemacht? Sieht etwas aus, als wolle er seine Hose nach oben ziehen.
                (Titel?: „Der letzte Stuhl war unbequem“)

                BTW: Schaut da nicht ein Hund aus dem 1. Stock heraus? Hieraus hätte sich eine Geschichte entwickeln können. Dummerweise blickt der Hund eher auf den Fotografen, als auf den Kneipengast.

                • #10342

                  Was hat der Mann eigentlich gemacht? Sieht etwas aus, als wolle er seine Hose nach oben ziehen.
                  (Titel?: „Der letzte Stuhl war unbequem“)
                  Hier musste ich doch herzhaft lachen, Dieter.-)))
                  Täusche dich nicht über dieses Cafe Bistro. Dieses hat schon recht bekannte Besucher, auch über die Landesgrenzen vom Saarland hinaus….möchte mich nicht mit bekannten Politikern anlegen. Mehr dazu in unseren nächsten PNs;-) auch sonst habe ich dir Neues zu berichten. Muss noch eine Antwort von einem User hier im Forum abwarten.

                  HG Jüren

          • #10320

            Danke Reinhard für deine klaren Worte!
            Mir hatte das gesamte Ambiente vor diesem Cafe-Bistro gefallen. -Meiner Frau nicht-. Der Mann kam aus einer Kneipe zuvor und hatte mit dieser hier im Bild nichts zu tun.
            Fazit für mich: Nicht einfach nur knipsen weils gefällt. Sondern auch darüber nachdenken welche Beziehungen die einzelnen Bildelemente zueinander haben.
            Danke für die Tipps!

            HG Jürgen

          • #10323

            Danke Achim für die schöne Geschichte zu meinem Bild.
            Wenns klapp, komme ich eventuell im kommenden März wieder nach Hamburg. Dann können wir ja wieder gemeinsam losziehen. An einer Kneipe vorbeigehen und -wir kaufen heute keinen Oly-Kram- gehen zurück in die Kneipe und belohnen uns;-)

            HG aus St. Wendel, Jürgen

          • #10325

            Hallo Jürgen, für mich ist der Mann schon am Fotografen vorbei, er hat den Kopf gesenkt und hat es wohl aufgegeben, noch an eine Einkehr zu denken. Resigniert ist er fast schon aus dem Bild raus und deswegen hätte ich Dein sehr interessantes Bild durch Beschnitt und Umwandlung in s/w in eine Szene wie folgt umgewandelt. Herzlich, Hermann

            • #10327

              Wenn er dann aus’m Bild raus ist dreht er um und belohnt sich ;-) Die Geschichte meines Opas scheint zu stimmen;-))
              Gruß aus HH
              Achim

          • #10328

            Danke Hermann für deine Mühe.
            Hier sind noch alle für mich wichtigen Bildelementa da. Nur konnte ich mich nicht zu solche einem Schnitt durchringen. Am rechten und linken Rand wird das Bild von einem Weinfass begrenzt. Die leichte Diagonale des Pflasters unten ist noch zu sehen. Der obere, unwichtige Teil des Hause, ist weg. Hier konzentriert sich der Blick auf die Person, die am dunklen Eingang der Kneipe vorbeigeht. Gefällt mir!

            HG Jürgen

            • #10330
              rwadmin
              Cheffe

                Das wäre auch mein Beschnitt gewesen. Du hast die beiden IMHO wesentlichen Bildelemente: Mann und Kneipentür, konzentriert auf einem Bild. Aber es hätte noch andere Beschnitte gegeben, die natürlich alle unterschiedliche Assoziationen auslösen. Denke mal an einen 16:9 -Hochkant-Beschnitt mit dem Mann am unteren Ende. Oder einen quadratischen Beschnitt mit Colorkey auf rot mit dem Mann Links unten und dem Herz rechts oben. Geht alles, aber man muss sich eben überlegen, was man zeigen will.

            • #10340

              Danke an euch alle für die hilfreichen Tipps!
              Wie man sieht, geht durch etwas Bildbearbeitung (s/w) und anderen Beschnitt doch noch einiges.

              Herzliche Grüße, Jürgen

              PS: Muss doch nochmal nach Rocksdorf kommen, Reinhard;-)

              • #10346
                rwadmin
                Cheffe

                  Du weißt, wie Du mich erreichen kannst, und wenn Du ein Projekt hast, einfach Bescheid sagen….

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