Astrofotografie – Setup

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    • #82

      Der Nachthimmel schaute heute am Land gar nicht so schlecht aus. Man kämpft aber in den Herbst und Winternächten immer mit der Luftfeuchte. Begonnen hatte ich bei 7 Grad und 91% Feuchte.

      Vor einer Stunde hab ich mal mit einer Serie begonnen, jetzt habe ich vorläufig abgebrochen, da es anfing am ED50200 das gegen den Zenit zeigt, zu beschlagen.

      Es hatte jetzt eben 5 Grad bei 94% Feuchte. Auch das Sucherfernrohr ist stark beschlagen, aber der Stern ging bis jetzt nicht verloren.

      In der Astrofotografie kann man oft vorher nicht sagen welches Objekt gerade günstig wäre, so hab ich mir dann das alte ED50200 auf die E-PL7 gegeben und bei 200mm und F3,5 auf die M31 Andromeda Galaxie gerichtet.

      Das Teleskop ist auf den offenen Sternhaufen M34. Sieht nicht spektakulär aus, aber passte mir gerade in der Richtung und Größe.

      Zur Technik, die ich verwende:

      Montierung AZ-EQ6

      Auto Guider:MGen. Er korrigiert die Nachführung, wenn sie nicht ganz exakt läuft. Das grau Kasterl rechts. Dazu ist ein hochauflösender CCD Sensor (Sony) am Sucherfernrohr. Ein Ausgang geht in die Montierung um diese zu korrigieren (Weißes Kabel).
      Man lässt einen Stern suchen, kalibriert dann (was ca. 30 Sec dauert) und wenn alles passt, wird die Nachführung so korrigiert, dass der Stern genau am Platz bleibt.

      Im Autoguider kann ich eine Belichtungsreihe vorgeben, und über Kabel steuere ich so den Auslöser beider Fotoapparate.

      Am Teleskop steckt am Bildfeldebner (Komakorrektor) die E-M5.
      So werden die Sterne auch in den Ecken nicht verzogen, falls die Abstände passen.

      Der Teleskoptyp ist ein Newton mit 200mm Spiegel und 800mm Brennweite, ein eigens für Fotozwecke modifziertes Teil.
      (Lacerta “Newton ohne Namen”)
      Der Komakorrektor kommt aus Ungarn, der Kohlefasertubus stammt aus Deutschland. Innen alles geschwärzt und ausgelegt wegen eventueller Reflexe. Ein spezieller Okularauszug, sehr feinfühlig und recht verkippungsstabil.

      Einige alte USV Batterien mit 12V versorgen die Montierung und den Guider.

      So und jetzt muss ich raus – vielleicht kann ich doch noch was anders machen, falls ich das Tauproblem in den Griff bekomme und nicht mehr in den Zenit gehe.

      Siegfried

    • #2932

      …mit einem Föhn versuche ich jetzt mal das beschlagen der Optik zu verhindern. Aber ich hoffe, es stört jetzt nicht das Bild durch zusätzliches flimmern.

    • #2964

      Objektiv: ED50200 (altes) bei 200mm und Offenblende F3,5

      Kamera:E-PL7, Belichtung: je 4 Minuten ISO1600 (eher versehentlich, da ich ISO800 wollte) aber wie man sieht es geht auch noch ganz gut.

      13 Bilder blieben bei einer ersten Sichtung über und wurden zusammengeführt. Und mit meinen derzeitig bescheidenen Kenntnissen aufbereitet. Hauptwerkzeug: Pix Insight, eine speziell für Astrofotografie ausgerichtete Kaufsoftware.

      Ich hab das Bild auch analysieren lassen:
      Dabei wurde eine Auflösung von 3,85 Bogensekunden gefunden

      Im abgebildeten Bereich sind nach den derzeit bekannten Katalogen gegen 26.000 Sterne bekannt. Davon konnten 1047 Sterne am Bild zugeordnet werden. 143 Sterne unter 7 Pixel wurden verworfen.

      Etwas zur Andromeda Galaxie:

      Die Andromeda Galaxie ist unser Nachbar in 2,5 Millionen Lichtjahren Entfernung und mit 140.000 LJ ist er 40% größer als unsere eigene Milchstraße. Bei guten Bedingungen kann man sie noch mit freiem Auge sehen und ist damit das am weitesten entfernte Objekt im Weltraum, das wir ohne Hilfsmittel erkennen können. Das Fernglas zeigt schon sehr deutlich den nebeligen Fleck.
      Sie bewegt sich auf unsere Milchstraße zu und wird in ca 2-3 Mrd. Jahren mit dieser “Zusammenstoßen”. Durchdringen und Wechselwirken ist hier die bessere Beschreibung, denn die Sternabstände sind so große, dass Kollisionen eher sehr selten werden.

      Hier hab ich beschrieben, wie sie jeder selbst finden kann:

      http://www.austrianaviationart.org/cms/m31-andromeda-galaxie/

      Gut Licht!
      Siegfried

    • #2972
      rwadmin
      Cheffe

        Einerseits finde ich das unglaublich spannend – und andererseits bin ich vollständig deprimiert, weil das eine so völlig andere Welt ist. Ich seh mir die Bilder an, mein Mund klappt auf, schau in meine Fototasche wo Objektive drin sind, mit denen sowas lockerst gehen sollte (90-250) und schau mir an, was ich damit zuwege bringe und dann kann ich nur meinen Hut ziehen und sagen “Wow” – wenn ich mal viel Geld und Zeit habe, würde ich sowas irrsinnig gern auch mal machen.

        Was will ich da kommentieren – dieser Thread wird bei mir der Einstiegs-und Motivationspunkt, wenn ich damit anfangen werde. Vielen, vielen Dank!

      • #2996

        Aber wie sagt man so schön: “Unter den Blinden ist der Einäugige König”

        “Bildgewinnung” und “Aufbereitung” sind in machen Teilen anders als in der “normalen” Fotografie.

        Gutes Ausgangsmaterial zu bekommen ist heute zu Tage mal technisch gesehen nicht so ein Problem, und man bekommt heutzutage dank China verdammt gute Sachen für wenige Geld.
        z.b. Diese einfache Nachführung für Fotoapparat und kleine Teleskope, den Star Adventurer von Skywatcher.

        Leider wie in der Fotografie auch gibt es nicht ein Universalgerät, das alles gut abdeckt, und die verschieden Objekte verlangen oft auch verschiedene Techniken und Ausrüstungen:
        Stichworte: Planeten: klein aber hell. Nebel: oft extrem Großflächig aber fallweise eher schwach, kaum aus dem Hintergrund zu bekommen. Galaxien bis auf die paar Nahen und damit große und hell, eher auch klein und dunkel da weit weg.
        Für mache ist dann ein Teleskop schon zu stark, aber bei vielen bräuchte man ein sehr großes mit hoher Vergrößerung und die Lichtmenge geht in den Keller.

        Heute werden die Grenzen des Möglichen von anderen, oft nicht beeinflussbaren Faktoren bestimmt: Wie z.b. Das Seeing – flimmern der Luft. Im Winter oft schlecht, die Sterne wabern nur so vor sich hin und werden sehr groß. Sobald der Mond kommt, kann man schwächere Objekte bereits vergessen, weil der Himmelhintergrund bereits zu hell wird, wie auch bei der Lichtverschmutzung. Schon Leichter Nebel wie jetzt im Herbst reflektiert so viel Licht, dass eine Rohbild nicht grün, sondern rot von dem Streulicht der Ortschaften wird.

        Man hat also nur wenige Nächte im Jahr, wo man wirklich gute Bedingungen hat. Da sich aber der Sternhimmel dreht, hat man dann auch nur ein enges Zeitfenster wo es optimal ist, ansonsten: Ein Jahr warten.

        Das größte Know How braucht man aber in der Bildverarbeitung: Da gibt es für den Anfang recht gute Freeware und Anleitungen findet man im Netz. Zum Stacken DeepSkyStacker, Fitswork um 32bit Bilder zu verarbeiten und einige Korrekturen zu machen. Dann kann man in seinem geliebten Programmen weitermachen. Viele verwenden Photoshop.

        Da war ich bisher so verwöhnt von den Bildern aus der Olympus, weshalb ich da kein Know How habe, sondern meist mit ACDSee worst case mit Corel Photopaint mein Auslangen finde.

        Aus dem Wissenschaftlichen Bereich gäbe es für spezielle tiefere Bildaufbereitungschritte auch was: ImgJ bezw das gesamt Packet Fiji mit ImgJ. Das ist ein Toolsammlung in Java für Bildbearebitungsschritte. Speziell für Astrofotografie gibt es AstroJ. Aber solche Software erschließt sich nicht mehr so einfach, man muss in etwa wissen was man macht, bezw. was das Programmmodul macht.
        Dafür alles Freeware.

        Bei uns gibt es einen Stammtisch für Astrofotografen, der gerade (kostenlos) Kurse anbietet damit wir besserer Bilder zustande bringen. Speziell eben für Photoshop und PI (Pix Insight). So hab ich mir den Intensivkurs dazu gegeben, Die Bilder wurden zumindest schlagartig besser. Bin aber noch meilenweit davon weg, die auch dem “Fachpublikum” zu zeigen.

        Bei einem Photoshop Spezialisten habe ich gesehen, wie er mit wenigen Handgriffen und ein paar Masken und Feinsteuerung der Maske gleichzeitig Entrauschen, Hintergrund und Strecken machte.

        Was eben die Bildbearbeitung betrifft ist es ein sehr steiniger Weg. Das dauert wohl Jahre, aber so ganz werde ich es wohl nie schaffen, aber ich hoffe es reicht für “pretty Pictures”, die nicht all zu falsch sind. Ich selbst hab mich halt momentan auf PI eingeschossen und lasse PS außen vor.

        Die Zeit ist, wie Du schon schriebst, alles in allem das große Problem, mit ein Grund, warum viele wieder aufhören. Vor allem Vollblutfotografen: Sie kommen kaum gegen einen Hobbyastrofotografen an, der Tage in Belichtungszeiten steckt, oft über Wochen manchmal auch Jahre und dann noch ein paar Wochen mit der Bearbeitung zubringt. Das alles für ein Bild!

        Der letzte große Schritt bei den Aufnahmetechniken wäre die Verwendung von gekühlten S/W CCD (hoffentlich bald CMOS) Kameras, wo man RGB/L oder Spezialfilter H-alpha, O-III, SII belichtet (Schmalband).
        Dann multiplizieren sich die Rohbilder der einzelnen Kanäle und dann noch alles stimmig zusammenzulegen ist eine weitere Kunst.

        Der Lohn des Aufwandes: Bilder fast wie vom Spaceteleskop ! und bei Schmalbandaufnahmen:
        Dadurch dass man nur ganz kleine Wellenlängenbereiche einsetzt, kann man z.b. selbst aus der Wiener Innenstadt Bilder machen, die zum Niederknien gut sind.
        Wie die von Herwig gleich neben dem Volkstheater in Wien – also Innenstadt: http://www.astrobin.com/users/herwig_p/

        Ein anderes Résumé:

        Mit einem Teleskop visuell sieht man nicht wirklich vieles, das beeindruckt!
        Nach dem 2. Doppelstern auch wenn er schön Rot/Blau ist, sind es halt nur Punkte, oder blasse, graue Nebelchen oder Rauchkringerl.

        Ein paar Sekunden/Minuten mit der Digitalkamera ist da aber schon eine Offenbarung.

        Wenn man sich befasst allerdings, und um die Feinheiten weiß, dann kommt man drauf, dass man z.b. mit einem Teleskop mit 200mm “Lichtsammler” schon mehr Objekte in Reichweite hat, als man wohl in seinem Leben fassen kann.

        …man wird immer zu spät angefangen haben!

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