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iamsiggi aktualisiert.
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7. Mai 2019 um 18:52 Uhr #1847
Dieser Tage hatte ich ja einen weiteren Versuch am Frühlingshimmel fertiggestellt:
https://astrob.in/full/403848/0/Das Galaxientrio in 33-35 Mio. Lichtjahren Entfernung im Sternbild Löwe.
Hier will ich einen Ausschnitt zeigen und was man trotz einfacher Mittel da bereits sehen kann.
Gleich mal zu den markanten Bezeichnungen: So weitab der Milchstraße ohne viel störendem Staub sieht man sehr weit in die Tiefen und trifft dann relativ häufig auf Lichtpunkte mit extremer Rotverschiebung, was auf enorme Entfernungen schließen lässt. Es sind die leuchtkräftigsten Ereignisse, die man kennt: Quasare, aktive Galaxienkerne (schwarze Löcher) die wie ein Leuchtturm gebündelte Strahlung aussenden. Die Zahlen geben die Entfernung wieder, in Milliarden Lichtjahren.
Üblicherweise sind sie auch blau, denn wir sehen hier harte UV-Strahlung so weit verschoben, dass wir sie blau sehen können, der Rest des sichtbaren Lichtes ist bereits im Infrarotem zu suchen. Unser All ist 13,8 Mrd LJ groß.Was mich bei diesem Versuch, wo ich bei dunkleren Nächten in Summe 4,5 Stunden (67x Minuten bei ISO 800, F/4 und 800mm Teleskop) Belichtung gesammelt hatte besonders freute:
Man sieht den sehr schwachen Gezeitenschweif der Hamburger Galaxie (NGC3628) links oben. Zumindest Teile davon, denn er ist gut 2,5-3x länger als der Galaxiendurchmesser. Hervorgerufen durch gravitative Wirkung der anderen zwei großen Galaxien des Leo Triplets.
Die verformen auch die Staubbanden der Galaxie merklich und blähen die Scheibe zusätzlich diffus auf.Entdeckt wurde dieser Gezeitenschweif erst 1974 und 2009 wurde erst diese lichtschwache Begleitgalaxie südlich des Zentrums gesehen.
Auch die zeichnet sich recht deutlich, gleich oberhalb wo der Quasar mit 7,5 steht, ab.Wenn man sie die Bilder anderer Mitstreiter durchsieht, wird man feststellen: Auch wenn manche sehr viel mehr als 15 Stunden Belichtungszeit mit gekühlten CCD Kameras sammelten, meist kann man diese Details nicht finden.
Es liegt aber ziemlich sicher daran, dass schon lange nicht mehr die Gerätschaften der limitierende Faktoren sind, sondern in der EBV zu suchen ist.
Siegfried
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7. Mai 2019 um 19:05 Uhr #13500
Ich will Euch noch das beste Einzelbild der viele Belichtungen zeigen, so wie er aus der Kamera kommt. Das ORF geöffnet skaliert und als JPG gespeichert.
Herausgefunden hatte ich ihn damit, dass ich die Frames nach speziellen Parametern wie Schärfe (FWHM -Halbwertsbreite des Helligkeitsverlaufes der Sterne) und Exzentrizität analysieren ließ.
Dabei musste ich leider eine Nacht komplett kübeln, weil offenbar durch schlechtes Seeing (Luftflimmern) die Sterne zu stark aufgebläht waren und wahrscheinlich den Stack mehr verschlechtert als verbessert hätten.Entstanden ist das Bild am 4.4.2019 – mit der E-PL6 am 800mm Newton Teleskop, 4 Minuten bei ISO800.
Siegfried
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8. Mai 2019 um 10:34 Uhr #13505
Lieber Siegfried,
wieder einmal vielen Dank für das Bild und den Link zum großen Bild, das bei mir wieder ein ehrfürchtiges Staunen hinterlässt und ebensolchen Dank für die vielschichtigen Informationen, die selbst ich, als Astro-Dummdi, zu verstehen glaube.
Dirk
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9. Mai 2019 um 17:47 Uhr #13525
Vielen Dank
Dirk.Zum Glück gibt es ja Internet …aber man muss halt vieles lesen um sich ein eigenes Bild machen.
Gerade Entfernungen bei der Galaxie gehen je nach Forschergruppen ziemlich auseinander. Dabei sind diese großen nahen Sachen recht gut erforscht.Letztlich ist es aber egal, ob das „nur“ 33,5 oder 35 Mio LJ weit weg ist. Sollte man hinfliegen, muß man halt später bremsen
Siegfried
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