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OLYFBF aktualisiert.
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20. November 2015 um 23:41 Uhr #110
Da bei solchen Objekten meine üblichen Bearbeitungskünste, so wie ich bei normalen Bildern gewohnt war, eher versagen, habe ich heute an einer neuen Bearbeitung gebastelt.
Zum Objekt: Vor ca 18.000 Jahren hat in unserer Nachbarschaft (1600 Lichtjahre) eine Supernova gezündet. Also ein Stern, der am Ende seines Lebens große Teile der Gashülle explosionsartig abstößt. Dieser Überrest ist im Sternbild Schwan zu finden. Obwohl er eine recht hohe Flächenhelligkeit hat,ist er aufgrund der Größe doch recht schwach. Mit einer Fotolinse kann man zarte Teile davon identifizieren, wenn man ca. mit einem 18 – 50mm Tele so ab 30 Minuten bei ISO 800 belichtet. Allein in diesem gezeigte Ausschnitt der Bogens passt der Mond scheinbar ca 4-6x hinein.
Das Bild entstand im Juli 2015 als er nahe dem Zenit stand. Jetzt findet man den Schwan am frühen Abend im Zenit und wandert dann gegen Westlichen Horizont. Belichtet wurden 10 Bilder a 4 Minuten bei ISO 800 ohne Dunkelbildabzug, aber mit einem Darkframe zur Korrektur. Das Teleskop war der 800mm F4 Newton (Newton ohne Namen) und mit der E-M5.
Ein paar Eckpunkte der Bildbearbeitung:
Die einzelnen Bilder wurden aus dem RAW ohne jegliche Bearbeitung (Streckung etc) genau übereinandergelegt (=gestackt). Dann der Hintergrund von Gradienten befreit (geebnet). Alle Farbkanäle wurden mit 1 gewichtet und nach aufsplitten in R/G/B wurden die 3 Farbkanäle des Hintergrundes auf gleich angepasst. Ganz dunkel Pixel wurden leicht aufgefüllt ca 25% (=eine leichte erste Entrauschung)
Es wurden dann alle 3 Farbkanäle wieder zu einem Bild zusammengeführt.
Vom Bild wurde mit einer Maske des Luminanzkanal versehen, und der Hintergrund wurde in hauptsächlich 2 Bereichen (im Dunklen Layer) weiter leicht entrauscht.Mit dem Mittelregler im Histogramm wurde das Bild leicht vorgestreckt. Der linke „dunkle“ Teil des Histogramms wurde so beschnitten, dass gerade kein Pixel des dunkelsten Teil des Bildes weggeschnitten wurde.
Mittels „masked stretch“ wurde das Bild aufgezogen, dass der Hintergrund ca. 40% Helligkeit bekam. D.h. man legt eine invertierte Maske des Bildes über das Bild und kann so die dunklen Teile aufhellen, während die helleren Teile nur ganz leicht aufgehellt werden. So brennen die ganz hellen Sterne nicht aus, der Hintergrund mit den schwachen Bereichen (nur knapp über dem Hintergrund) wird aber stark gestreckt und damit herausgehoben.
Generell in der Bildbearbeitung gilt: Am besten nur kleine Schritte – nie in einem Rutsch. Ich hab den Prozess in 150 Schritten gemacht, zum Glück gibt es da ein Script!Damit ist das Bild jetzt in einem Bereich wo man mit normalen Fotobearbeitungswerkzeugen den Farbkontrast etc. anheben kann. Davor war es in 32 bit und so dunkel, dass man nichts am Bildschirm sehen würde, außer man streckt es radikal zur Ansicht.
Final habe ich die Farben noch stärker hevorgehoben durch Anpassen der Sättigungskurve, allerdings am Maskiertem Bild, damit nicht der Hintergrund betroffen ist.
Die Sterne wurden noch durch Decovolution kleiner gerechnet.Den Hintergrund habe ich in ACDSee noch abgesenkt, die Kontraste etwas geändert.
Hört sich kompliziert an, vor 2 Monaten hätte ich auch nur „Bahnhof“ verstanden, aber nach einem Einführungskurs und gestern einer „Nachschulung“
schaff ich das ganze jetzt. Die Feinheiten fehlen mir freilich aber noch.
Wer Zeit hat und sich das mal geben will: Hier sind die Videomitschnitte (3 von 4 Teilen) des Kurses:
http://dsig.at/html/tutorial%20PI.html
Für die Leute mit Photoshop kommt Anfang nächsten Jahr auch so etwas.
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21. November 2015 um 4:43 Uhr #3083
Der einzig tröstliche Satz war „daß man nichts am Bildschirm sehen würde“. Das ist ein Erfahrungshorizont, den ich auch habe….. Aber die Tutorials sind ja klasse….
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21. November 2015 um 10:40 Uhr #3088
Kompliment!
Ist zwar so gar nicht meins, aber Anerkennung vor dem, was ihr da macht!
lg
Martin -
21. November 2015 um 17:42 Uhr #3093
…für`s Zeigen und auch für die entsprechenden Erläuterungen.
Toll, was man – wenn man weiß wie es geht – so alles mit einer Kamera machen kann… -
22. November 2015 um 6:42 Uhr #3100
Danke fürs zeigen vom Bild und die Erklärung. Mich faszinieren diese Aufnahmen immer wieder.
Servus Flore -
21. November 2015 um 15:29 Uhr #3091
Vielen Dank, Reinhard und Martin!
Es ist zumindest Anfangs im Workflow eine komplett andere Welt. Ich frag mich dabei immer mehr, was man da bei normalen Fotos mit der einen oder anderen Technik da noch alles rausholen könnte. Wäre sicher spannend. Ich hab kürzlich von einem gehört, der nimmt solche Techniken für Kirchen Innenaufnahmen.
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